Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: XXV
(PDF, 183 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1923/0606
Beilage zu „Psych. Studien".

(50. Jahrgang.)

Gehirn ohne Seele und Seele ohne Gehirn.

Von Generaloberarzt a.D. Dr. Neu mann (Naumburg a. S.).

Ein Gehirn ohne Seele kann man sich vorstellen. Es gibt kluge
Menschen, ohne jede Seelenregung, wenn man unter Seele Gemüt
versteht. Aber was verstehen wir unter Seele? Darüber
herrscht nämlich durchaus keine Uebereinstimmung. Die psycho-
mephalen Studien von Theodor van Velzer ergeben das; und in
einer neueren, sehr lesenswertem Schrift: Der Tod des Materialismus
und der Theosophie von einem leider ungenannten Verfasser
ist dasselbe gesagt. Was ist die Seele und wo ist die
Seele? Und ein Narr wartet auf Antwort. Als man vor etwa
fünfzig Jahren die Bedeutung der Hirnrinde erkannte, erschienen
viertausend Bücher über die Hirnrinde. Auch heute segeln wir
mit Tausendkeiten in ein unbebautes Polargebiet Gerade die
Physiologen machten psychologische Fehler! Wenn man nicht
weiß, was Denken, was Bewußtsein ist, dann fängt man an zu
faseln. Also ein Gehirn ohne Seele, wenn wir Seele mit Geist
gleichsetzen, oder wenn wir Seele als Bindeglied von Leib und
Geist ansehen oder als Leib uncf Geist annehmen, kann es geben.
Jeder Idiot beweist das. Und von der Seele der Tiere mit Gehirn
wissen wir auch so wenig, obwohl dicke Bücher darüber gesehrieben
sind. Manche nehmen an, daß Nebenvorsteliungen,
Halluzinationen, Visionen, Illusionen etwas Reales, d. h.
Körperliches sind, und die Materialisation hat man in den
Korpuskeln gefunden. Korpuskel ist natürlich wieder ein
Wortfetisch. Der Positivismus hat nicht allein Recht. Auch der
Agnostizismus findet in der Tatsachenlehre seine Erfüllung. Auch
die metaphysischen Diijge sind Wirklichkeiten, Sachen der Erfahrung
. Das metaphysische Bedürfnis wird als Ausdruck des
Geistigen im menschlichen Wesen selbst hergestellt. Man darf
also das Metaphysische nieJ^* ablehnen, weil es mit den Sinnen
nicht zu fassen sei. TSs existiert trotzdem, und das ist eigentlich
eine Binsenwahrheit oder eine Dummheit. Mindestens existiert
die Metaphysik im Gehirn. Aber eine Seele ohne Gehirn?
Der alte Hylozoismus, den Haeckel wieder neubelebte, soll doch
nicht wieder aufleben, daß ein Stein beseelt ist. Das All ist beseelt
, der Stein ist ein Teil des Alls, folglich ist er beseelt. Philosophisch
gesprochen kann das richtig sein, aber physiologisch und
psychologisch ist es falsch. Was wir Seele nennen, muß an ein
nervöses Substrat gebunden sein, wie es kein Flieget! ohne Vogel

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