Freiburger historische Bestände - digital

_ ~\r r _

gibt, keine Bewegung ohne Stoff. Seele gehört zum Nervensystem
. So wird die Seele für etwas Materielles gehalten.
Mit dem Phemnesgedanken der Seele läßt sieh gar nichts anfangen
Ist das richtig, daß die Seele etwas Materielles ist, dann
kann die Seele ohne Nervensubstrat nicht bestehen. Sie ist an
dieses gebunden, wie die Bakterien an den Nährboden gebunden
sind, und nioht etwa wie die Fliegen oder Mücken in der Luft
herumfliegen. Das ist doch sehr einfach und logisch. Und nun
begegnet man immer noch den Behauptungen, die Seele sei, wie
der Geist, etwas Immaterielles. Das ist, mit Verlaub gesagt, Unsinn
, und dann kommt man zu Ansichten wie die eines geistigen
Lebens ohne Gehirn und Nerven. Es handelt sieh dann um die
alte Idee der Seelensubstanz. Aber diese Seelensubstanz ist,
wenn sie unabhängig vom Körper besteht, etwas Immaterielles,
d. h. sie existiert nur in der Idee, weil wir im Grande von der
Seele nichts wissen und den Sitz der Seele nicht kennen. Denn
die Seele m den Organismus als solche verlegen, ist keine Erklärung
. Wortfetische, sonst nichts. Auch die Aetheridee ist
nicht verwendbar. Aether verflüchtigt sich als Gas in der Luft
und eine ätherische Seele ist ein Bild. Die Seele ist selbst unvorstellbar
, d. h. wir sprechen von ihr, als ob wir etwas über sie
wüßten. Wie bei der Kraft, sind nur ihre Wirkungen meßbar.
Aber diese Psychometrie liegt erst in den Windeln. Die Seele ist
die Summe von Nervenfunktionen. Sehr richtig sagt Theodor
van Velzer, wenn sieh jemand zeit seines Lebens mit Religion
beschäftigt hat, so kann man das dem Gehirn nicht ansehen. Und
doch war das Dasein seines Lebens die Religion. Wenn die Seele
als Nervenenergie bezeichnet wird, so kommt diese Bezeichnung
der Seele «schon näher. Die Seele ist der Ausdruck der Nervenenergie
. Entropie nach Spengler. Umwendung von Nervenenergie
in geistige Eue^ie. Stoffweohseluxnsatz.

Die Untersudhungen Altvaters haben nichts Wesentliches ergeben
, denn wie sich die chemische Energie der Nahrungsmittel
in Gedanken umsetzt, wissen wir nicht. Wir kennen die Umwandlungen
der Nervensubstanz nicht, und was C. L. Schleich
darüber philosophierte, ist Phantasie. Nur eins ist sicher: jedes
seelische Erlebnis besitzt seine un ^läßlichen Bedingungen in
Vorgängen der Nervensubstanz. Das ist unbestreitbar, und deshalb
kann es eine Seele ohne Gehirn nicht geben. Die Redensart:
es ist der Geist, der sich den Körper baut, paßt doch nur, wenn
der Geist oder die Seele an die Nervensubstanz gebunden ist,
gleichgültig ist, ob es das Gehirn oder der Sympathikus ist, die
übrigens miteinander in Verbindung stehen. Die Nearoglie ist
nur Stützgewebe und Träger der Nervensubstanz, wie im Gehirn
die Fasern die Substanz tragen. Ist es richtig, daß die Summe
der psychischen Enei^ien unveränderlich ist, so geht daraus doch