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Dr. F. Maak sagt sehr treffend: „Wessen Konstitution das
Wohnen in der vierten Etage nicht verträgt, der mag im Keller
bleibend Es gibt eine ganze Reihe von Denkern, die in dieser
geistigen Dachstube nicht wohnen wollen. Mir ist die feuerfeste
Stube in dieser Hölle von Ungereimtheiten lieber und sicherer.
Wer von der Existenz einer okkulten Materie spricht, der weiß
nicht, was er sagt. Eine außerkörperliche Empfindung ohne
Nerven ist ein Widerspruch. Wir kommen dann durch phantasievolle
Schlüsse zu dem übersinnlichen Emponpoint. Ich leugne
nicht die Zusammenhänge des Menschen mit dem Universum, in
das er hineingestellt ist, aber dieser Konex findet doch auch
statt, ohne daß es eine Vermögenssphäre gibt, die über die Haut
hinausragt.
Wie soll man sich die Gedankensclücht vorstellen? Die Okkultisten
sagen: etwas Feinstoffliches. Also immer wieder etwas
Materielles. Sind Geist und Materie identisch? Nein. Ein
Stein hat nichts Seelisches und Stein ist Materie. Ein Stein ist
kein Organismus. Das Unorganische ist nicht beseelt. Um eine
Brücke zu bauen, spricht man von paranervösen Bahnen. Das
ist nur ein Spiel mit Worten. Das sind keine brauchbaren
Arbeitshypothesen. Die Tatsache, daß uns noch so vieles dunkel
ist, daß das Gebiet des Okkultismus viel größer ist, als man
glaubt soll uns nicht dazu verführen, Tatsachen anzunehmen, die
keine sind. Es kann ein Gehirn ohne seelische Aeußerungen
geben, eine Seele ohne Gehirn gibt es nicht. Für alles Seelische
ist eine Nervensubstanz die Vorbedingung, ohne die man von
einer Seele nicht sprechen kann.
* *
*
Auf diesen Aufsatz des geschätzten Autors, von dem noch
eine Anzahl Beiträge vorliegen, dürfte wohl noch zurückzukommen
sein. Wer will es unternehmen, und wer ist berufen,
darauf zu antworten? Der Herausgeber.
Fetischzauber (fetti^o) in Südbrasilien.
Von AdolfSchwab in Pelotas (Rio Grande do sul) *)
Die Bevölkerung in den Städten Südbrasilfens besteht zum Teil
aus einer Mischung von aus Afrika eingeführten Negern, aus
Indianern vom Stamme der Guarany und Nachkommen von Portugiesen
, den einstigen Herren dieses Landes. Wenn sich diese
Mischrasse, durch die stetige Zuwanderung europäischer Elemente
beeinflußt, auch in ihrem äußeren Leben der europäischen
Lebensweise mehr oder weniger angepaßt hat so sind doch ohne
*) Dieser Aufsatz ist als völkerkundlicher Beitiag von Interesse. Beine
Einsendung beweist, wie beliebt unsere Zeitschrift selbst im fernen Auslände
ist. Der Verfasser ist eiu Bruder unseres bekannten Berliner Mitarbeiters
Dr. med. Schwab.
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