Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: XXIII
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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rückwärts bilden? Also muß ihm eine Stufe bevorstehen,
die so dicht an ihm und doch über ihn so erhaben ist,
wie er ans Tier grenzt.

Die Duplizität des menschlichenWesens erhellt
aus dem Nebeneinander ausgebildeter und unausgebildeter
Anlagen. Der Mensch besitzt die vollkommensten
Kräfte zur Befriedigung seiner tierischen Bedürfnisse; aber
wie wenig reiner Freuden, wie wenig reiner Erkenntnis und
Tugend ist er fähig. Die Humanität als der Inbegriff seiner
geistigen und sittlichen Bestimmung kommt über Anfänge
der Verwirklichung nicht hinaus. Unsere Humanität ist
nur Vorübung. „Hie und da kam ein Weiser ein Guter,
und streuete Gedanken, Ratschläge und Taten in die Flut
der Zeiten; einige Wellen kreiseten sich umher, aber der
Strom riß sie hin und nahm ihre Spur weg; das Kleinod
ihrer edlen Absichten sank zu Grunde. Narren herrschten
über die Ratschläge der Weisen, und Verschwender erbten
die Schätze des Geistes ihrer sammelnden Eltern/'1) Die
Menschheit stellt einen Endzustand der irdischen Kreatur,
aber erst das Aiifangsstadium einer edleren Sphäre dar.

Und doch bedeutet die Duplizität kein bloß äußerliches
Nebeneinander. Das Kontinuitätsgesetz gilt
auch hier. In der geschlossenen Knospe birgt sich die zukünftige
Blume. Im erdhaften Menschen keimt und wächst
die wahre Humanität. All seine sinnlichen Triebe werden
die Veranlassung edlerer Gesinnung und Bemühung. Das
Bedürfnis der Nahrung erzieht ihn zur Arbeit, zur Gesellschaft
, zum Gehorsam gegen Gesetz und Einrichtung.
Der Geschlechtstrieb pflanzt Geselligkeit, eheliche, väterliche
, kindliche Liebe auch in die harte Brust des Unmenschen
.

Von da aus ergibt sich ein Schluß auf das höhere
Reich , dem die Menschengattung zustrebt. Der höhere
Garten blühet nur durch die Pflanzen, die hier keimten
und unter einer rauhen Hülle die ersten Sprößchen trieben.
Erscheint uns die Entwicklung zur Geselligkeit, zum Sozialismus
im edelsten Sinn — würden wir sagen — als
der Inhalt der Menschheitsgeschichte, so muß diese schönste
Blüte des menschlichen Lebens notwendig dort zu der erquickenden
Gestalt, zu der umschattenden Höhe gelangen,
nach der in allen Verbindungen der Erjde unser Herz vergebens
dürstet. „Unsere Brüder der höheren Stufe lieben
uns daher gewiß mehr und reiner, als wir sie suchen und
lieben können; denn sie übersehen unsern Zustand klarer;
der Augenblick der Zeit ist ihnen vorüber, alle Disharmo-

*) Ideen V, 6.


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