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Oesterreich: Fälle von Besessenheit und Telekinesie bei Hindus. 3
mane, auch wieder in höherem, d. h. in des Bhuten Auftrag, zu
sagen aufgegeben hat. Ist das nicht das ziemlich genaue Gegenstück
von Joh. 14, 26?
Dieser Zustand der Besessenheit wird durch Musik und Ge-
trommel künstlich herbeigeführt damit man dem betreffenden
Geist persönlich gegenübertreten, mit ihm reden und Fragen an
ihn stellen kann. Auch hierfür haben wir eine Parallele in
2. Kön. 3, 15.
Und gerade so wie durch die Handauflegung der Apostel den
Gläubigen der heilige Geist mitgeteilt wurde und noch wird,
wird diese Besessenheit von den Besessenen durch ein gewisses
Streichen und Schlagen auch auf andere übertragen, die es begehren
, weil sie durch ein Gelübde sich verpflichtet haben, sich
von dem und dem Geiste besitzen zu lassen, am Tage seines
Jahresfestes ihn zu ehren. Dies geschieht namentlich an den
Bhutenfesten in Nand ölige und Hiriadka, wo jährlich Hunderte
von Frauen sich in dieser Weise besitzen lassen. Sind sie ein-
oder mehrere Male in diesen Zustand versetzt worden, dann
können sie sich selbst in diesen Zustand hineinsteigern. Ja,
schließlich werden sie auch in ihren Häusern von den betreffenden
Geistern heimgesucht, wenn sie nicht zum Jahresfest
kommen oder gekommen sind, und werden da vorübergehend von
ihnen in Besitz genommen, auch ohne daß sie es wollen und
gegen ihren Willen. Ich habe mehrere Frauen in diesem Zu-
stand angetroffen, von denen mir gesagt wurde, daß es sich bei
ihnen also verhielte, und ich habe keinerlei Ursache, die Richtigkeit
ihrer Angaben zu bezweifeln. Einer Austreibung bedarf es
in diesem Falle nicht, denn wenn der Geist sich ausgeschrien,
ausgeweint oder ausgetobt hat, und ihm allenfalls noch ein Opfer
gebracht worden ist, ein Huhn oder die Flüssigkeit einer unreifen
Kokosnuß oder Trinkwasser, dann geht er wieder, und
die Person ist dann wieder normal.
Als ich im Jahre 1907 auf dem Götzenfest von Mantarti bei
Barkur war, hörte ich plötzlich in der Nähe meiner Herbeige ein
großes Geschrei. Im Nachbarhause war eine Frau in dieser
Weise von einem solchen Geist befallen worden und schrie aus
Leibeskräften. Ich setzte mich in die Nähe, um alles, was vorgeht
, zu beobachten. Den durch das Geschrei herbeigeführten
Leuten hielt ich dann eine ernste Predigt und sagte: Sehet,
solcher Jammer und solches Herzeleid kommt über alle, die in
der Abkehr von dem lebendigen und wahren Gott mit Sündenschuld
bedeckt dahinsterben. Sie finden auch als Tote keine
Ruhe und keinen Frieden und werden den lebenden Menschen
noch zur Plage. Dann rührte einer die Besessene an und sagte:
„Da sieh einmal her, wer ist denn das?" Da drehte sich die Besessene
um und sah mich erschrocken an und sagte: „0 weh! wer
ißt denn das? wer ist denn das? Ich bekomme Angst, Angst/4
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