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Oesterreich: Fälle von Besessenheit und Telekinesie bei Hindus. 5
Der Älteste Joshua in Schirwa hatte seine Pflege- und Enkeltochter
an einen stattlichen jungen Mann aus der Padurgemeinde
verheiratet. Diese starb ganz plötzlich im schwangeren Zustand
an der Cholera. Aber nach ihrem Tode kam sie wiederholt bei
Nacht zu ihm mit Weinen und wollte ihn umarmen. Von Ent*
setzen ergriffen, fuhr er jedesmal auf und rannte in ein heid-
msohes NachbarW Das war natürlich eine Blamage für die
Christengemeinde, wenn ein Christ aus Furcht vor seinem abgeschiedenen
Weibe in einem heidnischen Hause Zuflucht sucnt.
Um dem Ding ein Ende zu machen, und doch den jungen Mann
als Stütze in seinem Alter bei sich zu behalten, verheiratete er
ihn mit einem anderen Mädchen aus seiner Verwandtschaft nach
Verfluß von sechs Monaten. Nach der Trauung nahm ich noch
ein wenig am Hochzeitsessen teil, und ging. Kaum war ich gegangen
, so gab es im Kochrauim eine Szene. Eine der dort beschäftigten
Christenfrauen wird besessen. Der Hausherr und
die Hausfrau werden gerufen, da fällt ihnen die Besessene um
den Hals mit Weinen und sagt: „Großvater! Großmutter! Ist das
recht, was ihr getan habt? Großvater! Großmutter! Ist das recht,
was ihr getan habt?" So konnte natürlich nur die Verstorbene
zu ihnen reden. Es wurde dann der Bruder der Verstorbenen
gerufen. Dieser betete und dann hörte die Besitzung auf.
Neulich kam ich, um Bauholz zu kaufen, an das Forstdepot in
Kundapur. Da schrie gerade die Frau des Forslbeamten im
Zustand der Besessenheit:- Die verstorbene erste Frau dieses
Beamten hatte sich ihrer bemächtigt. Diese sind Heiden, und ich
zeigte dem Beamten, daß Christus gekommen ist, die Werke des
Teufels zu zerstören.
Anfang der 90er Jahre kam in Gudde bei Udipi ein eigentümlicher
Fall vor. Ein junger Mensch, der viel im dortigen
Pfarrhause Verkehr hatte, trug sich mit dem sehnlichen Wunsche,
ein Christ zu werden, wurde aber von seinen Angehörigen, die
bigotte Bhuten-Verehrer waren, davon abgehalten. Da wurde
er krank und flies steigerte sein Verlangen nach dem Christentum
. Er versicherte seinen Angehörigen, er wisse, wenn er ein
Christ werde, dann werde er gesund. Sie antworteten: ,,Kind,
wir wollen alles für dich tun, was nötig ist, kein Opfer für die
Bhuten, keine Kosten für Arznei und Doktor soll uns zuviel sem;
aber dieses Begehren können wir dir nicht erfüllen." Als er den
Tod herannahen fühlte, bat er, ilm wenigstens nicht als Heiden
sondern als Christen sterben und begraben zu lasseu. Aber
auch diese seine letzte Bitte wurde ihm verweigert, und
er starb. Etliche Zeit nachher wurde eine Frauensperson m
dieser Familie besessen, und in diesem Zustande rief sie in
einem fort: „Anna! I yenanu kerta. Anna! I ywanu kerta, d. h.
Älterer Bruder! du hast mich getötet, älterer Bruder! du hast
mich getötet." Allen war sofort klar, das ist die Stimme des
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