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10 Psychische Studien. LI. Jahrgiang. 1. Heft. (Januar 1924.)
zu. Gestern kamen zwei seiner Boten. Der eine sagte: Ich setze
mich daher (rechts zn den Füßen) und der andere sagte: Ich
^ setze mich hierher (links zu den Häupten). Heute ist er selbst
gekommen. Als er das gesagt hatte, wandte er sich plötzlich um
und schrie den Satan, der links zu seinen Füßen zu stehen schien,
mit starker Stimme an: „Hebe dich hinaois von hier, du Bösewicht
, du hast kein Recht an mich. Ist nicht Christus auch für
mich am Kreuz gestorben? Hat er nicht auch für mich auf
Golgatha sein Blut verkauft und mich losgekauft? Darum, so
hebe dich hinaus von hier, du hast mit mir nichts zu schaffen, du
Bösewicht!" Hierauf betete ich mit ihm. Ais ich geendigt hatte,
schaute er sich im ganzen Zimmer um und sagte dann: „So jetzt
ist er fort, der Kampf ist vorüber und ich habe Frieden." Dann
schaute er mit einem* Male ganz verklärt nach oben und sagte:
„Ach wie schön! wie schön! wollt ihr mich mitnehmen? Ach
wollt ihr «mich denn nicht mitnehmen? Wollt ihr mich denn
zurücklassen? 0 Herr, hebe mich auf und nimm mich mit."
Doch sollte es jetzt noch nicht sein. Es war sein Wunsch gewesen
, seine Angehörigen in Mangalur noch einmal zu sehen.
Und dieser Wunsch sollte noch erfüllt werden. Er erholte sich
wieder so weit, daß er noch nach Mangalur gebracht werden
konnte, wo er dann etliche Tage nach seiner Ankunft in die
obere Heimat eingehen durfte.
Was sagt die Schrift zu diesen Anschauungen? Apg. 10,38 faßt
Petrus die Tätigkeit des Herrn Jesu dahin zusammen: „Er hat
wohlgetan und gesund gemacht alle, die vom Teufel überwältiget
waren." Sonach handelte es sich bei den meisten Kranken, die
Jesus geheilt hat, um die Erlösung aus einer Vergewaltigung von
Seiten des Satans, wie auch Johannes schreibt: „Dazu ist erschienen
der Sohn Gottes, daß »er die Werke des Teufels zerstöre
". Blindheit und Stummheit sind ja an und für sich sehr
natürliche Gebrechen, aber Mt. 12, 22, führt uns einen Fall vor,
wo beide Gebrechen lediglich das Werk des unreinen Geistes
waren, von dem der Betreffende besessen war. Ähnlich ist es
mit dem Fall, der uns Mt. 17, 18, und Mc. 9, 25, berichtet wird,
wo Jesus dem „sprachlosen und täubten Geist" gebot auszufahren
, der dem besessenen Knaben eine „Nervenkrankheit",
wie man heute sagen würde, verursacht hatte. Durch „eln3n
Geist der Krankheit" hatte Satanas eine arme „Tochter Abrahams
18 Jahre gebunden", so daß sie „krumm gehen mußte und
nicht wohl aufsehen konnte," bis Jesus durch sein gnädiges
Machtwort sie befreite. Heutzutage würde man sagen: Das
arme Weiblein litt eben an einer Schwäche im Rücken oder im
Kreuz. Die moderne Theologie meint bei dieser und ähnlichen
Stellen, der Herr sei eben auch in den jüdischen Vorstellungen
seinerzeit befangen gewesen, andere meinen, wie auch ein jun-
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