http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0017
Oesterreich: Fälle von Besessenheit und Telekinesie bei Hindus. 13
Ecke des Evangelistcnhauses, da regnete der grobe Sand
deutlich hörbar durch das Laubwerk der Mangobäume und über
die Dachziegeln auf sie herunter. Das gleiche geschah bei jeder
weiteren Ecke des Hauses, nur mit zunehmender Stärke. Zugleich
hörten wir etwas wie das Rauschen eines Einhergehens
auf den Wipfeln der Mangobäume, ebenfalls mit zunehmender
Stärke. Zuletzt kamen wir wieder an den StalL Ich schickte das
Mädchen in den Stall hinein, aber kaum war sie drin, da war
es, als ob sie von unsichtbaren Händen mehrmals tüchtig
geschüttelt würde. Daß hier eine unsichtbare Hand im Spiele
ist, war allen offenbar, wir wußten aber nicht, was wir da machen
sollten. Wir beteten, Gott möge uns das richtige zeigen. Ich
redete eingehend mit dem Mädchen, aber sie konnte keine
Ursache oder Erklärung all dieser Erscheinungen angeben. Ich
betete auch mit ihr; aber die Sache blieb sich gleich. Sie sagte,
sie spüre es zwar, wenn Sand und Steine auf sie herabregnen,
doch nicht so, daß es sie schmerze oder verwunde.
In der Folge wurden die Belästigungen immer schlimmer, und
auch die Anwesenheit eines Kindes nicht mehr schüzte, und
schließlich wurde sie auch durch das offene Fenster mit Sand
beworfen, wenn sie mit den Kindern in der Küche, also innerhalb
des Hauses am Essen saß, so daß auch die Kinder von diesem
Sand in ihre Teller und ihr Essen bekamen. Nur einmal, als ich
auf der Reise abwesend war, bekam sie in ihrem Hause, das dem
Missionshaus am nächsten steht, Fieber, und es zeigten sich die
Symptome der Besessenheit. Ihre Angehörigen fragten sie:
Wer bist chi? Sie antwortete: Ich heiße Nägamma. - Du bist
also der Geist eines Hinduweibes; was hast du als solcher mit
diesem Christenmädehen zu tun? — Ich habe sie beobachtet, als
sie Laub zusammenkehrte unter den Bäumen, habe sie lieb ge*
wonnen und möchte gerne mit und bei ihr sein; ihr dürft ganz
ruhig sein, ich tue ihr gewiß nichts zuleide. — So, dann bist
du offenbar auch diejenige, welche sie seither mit Sand beworfen
und uns damit schon so viel Verdruß gemacht hat. Wir haben
genug an deinen Plagereiew; willst du sogleich ausfahren oder
nicht? — Opfert mir wenigstens eine Kokosnuß. — Als Christen
bringen wir den Geistern keine Opfer dar. - Dann gebt mir
eine unreife Kokosnuß zu trinken. — Auch das tun wir nicht,
denn das sieht auch wae ein Opfer aus. — Dann gebt mir wenigstens
einen Becher Wasser zu trinken. — Gut, diesen kannst
du haben.
Derselbe wurde ihr dann gereicht, und das Mädchen trank
den ganzen großen Becher aus. Da sie aber auch dann noch
nicht ausfahren wollte, gaben sie ihr nach Landessitte Schläge mit
dem Besen. Diese Schläge sind zwar nicht gerade schmerzhaft,
gelten aber als eine große Schmach und Verunehrung, ähnlich
wie die Schläge mit den Sandalen, Unter diesen Schlägen sank
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0017