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Biacher: Warschauer Erlebnisse und Eindrücke. 15
Natürlich gab es in den Vorträgen überreiche wissenschaftliche Anregung
, für jemanden jedoch, der die Augen offen zu halten versteht
, waren die an den starken Medien in privaten Sitzungen beobachteten
Phänomene eine reiche Quelle der Belehrung und Orientierung
. Ich will nun im folgenden über diejenigen Eindrücke berichten
, welche mir im Interesse des wissenschaftlichen Fortschrittes
bemerkenswert erscheinen, wobei ich nicht theoretisch systematisch,
sondern der Lebendigkeit der Darstellung Rechnung tragend, erzälilend
vorgehen möchte.
Sitzungen mit dem Medium Jan Guzik.
Als ich in Reval (Estland) im Februar v. J. Vorträge über den
„Okkultismus als Experimentalwissenschaft und als philosophisches
Problem" hielt, erzählte mir der mir sehr gut bekannte Ingenieur
H. von Erlebnissen, die er in Petersburg vor dem Kriege mit dem
Medium Herrn J. Guzik hatte, der von tiner Gruppe von Ingenieuren
der Petersburger Metalliabiik dorthin eingeladen worden war. Unabhängig
davon berichtete mir hier in Riga bald darauf über dieselben
Erlebnisse Frau Z., deren mittlerweile verstorbener Mann die Versuche
gleichfalls mitgemacht hatte. Um das Medium zu kontrollieren, war in
einer der Sitzungen in einem vom Sitzungszimmer weit abgelegenen
Raum eine an den Fußboden genagelte elektrische Leitung gezogen,
an welche ein Galvanometer angeschlossen war. Uns interessiert hier
nur die merkwürdige Tatsache, daß bald nach Beginn der betreffenden
Sitzung eine heftige Reaktion eintrat. Das Medium fiel vom Stuhl,
und der Arrangeur der Sitzungen, Ingenieur L., erhielt die herausgerissene
und zusammengerollte Drahtleitung an den Kopf geworfen.
Bei anderer Gelegenheit, bei der eine kleine materialisierte Gestalt,
die sich „Schwarzenberg" nannte (ein aus Wien gebürtiger Herr war
auch bei den Sitzungen beteiligt), auftrat und sich, wenn ich mich
recht erinnere, dazu aufgefordert, auf die Knie des Herrn L. setzte,
erfolgte wieder eine heftige Reaktion, während welcher Herr L. von
einem eisernen Gegenstände am Kopf verletzt wurde. Dem Prinzip
treu, alle metapsychischen Phänomene in erster Linie auf natürliche
Gründe zurückzuführen, sah ich in den geschilderten Reaktionen Erscheinungen
, welche in der Psyche des Mediums und nebenbei wohl
auch in derjenigen der Teilnehmer begründet waren. Die Mitwirkung
der letzteren muß wohl als erwiesen angesehen werden. Abgesehen
davon, daß Crawford die Mitwirkung der Silzungsteilnehmer an
mechanischen Phänomenen, wie Tischheben, experimentell nachgewiesen
hat, nimmt man neuerdings (worauf besonders Mackenzie-
Genua in seinem auf dem Kongreß gehaltenen Vortrag hin vies), die
Entstehung von polypsychischen Bildungen an, worauf ich noch im
weiteren Bericht zurückkomme. Die Angriffe auf L. kommen mir
vor wie blind wütende Realisierungen unterbewußter, aus der Situation
sich ergebender Einstellungen und Wünsche. Abgesehen davon
, daß die Medien durch nimmer ruhende Betrugsverdächtigungen
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