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Blacher: Warschauer Erlebnisse und Eindrücke.
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zu müssen. Noch ein Schritt weiter beim Entgegenkommen diesen
Betrugsfanatikern gegenüber, und die parapsychischen Experimentatoren
langen an einem Punkte an, wo sie sich schon lächerlich zu machen
beginnen. (Soweit ist es schon bald in den Kontroversen mit Leuten,
wie Dessoir und Klinckowström.) Auch in dem von mir erlebten Fall
kommt man, wie zu sehen, beim Hineinkonstruieren von Betrugs-
tnöglichkeiten zu technisch absurden Annahmen und oft auch dazu,
die ganze Welt und erst recht die besten Bekannten und Freunde für
raffinierte Gauner zu halten, denen man nicht einen Augenblick
trauen kann.
Wenn man nun in diesem Falle die Betrugshypothese aufgibt, so
entsteht die Frage: wo waren die Füße des Mediums? Es gibt zwei
Möglichkeiten: entweder hatte eine Dematerialisation staltgefunden,
auf welche Eventualität mich später Professor Alrutz aufmerksam
machte, oder die Füße waren tatsächlich nach links weggekehrt worden
. Wenn eine Beinkontrolle nach Alrutz in der weiter zu beschreitenden
Form gewesen wäre, hätte man auf Dematerialisation schließen
können, wie es von dem Medium d'Esperanoe in einer Sitzung in
Helsingfors 1893 berichtet worden ist. Dieses ist nun leider unterlassen
worden, ob mit Unrecht, darüber ließe sich streiten. Wenn
jedoch die die Berührungsphänomene hervorrufenden Pseudopodien
von den Füßen ausgehen, so wäre wohl denkbar, daß das Medium,
um sich die Arbeit zu erleichtern, im Trance die \ Beine näher an
den Gegenstand heranzubringen gesucht hat, der berührt werden sollte;
oder anders gesagt: Das Unterbewußtsein strebt eben danach, mit
dem Mindestaufwand an Energie die Aufgabe zu lösen und läßt dort
»lic Pseudopodien entstehen^ bezw. die Energie ausströmen, wo es
am bequemsten ist, in unserem Falle aus den von der Kontrolfe
befreiten Beinen, die möglichst nahe an den Ort des Kraftangriffes
herangebracht werden konnten.
Ganz besonders muß ich noch auf den auf mich erfolgten Angriff
aufmerksam machen, der sich völlig konsequent den Petersburger Ereignissen
anreiht. Neuerdings hat auch Dr. Schwab Verwundungen
durch ein mediales Organ am Medium Volhart beobachtet und beschrieben
. Es waren freilich Selbstpeinigungen. Ich bin überzeugt,
daß ich gleichfalls das Angriffsobjekt des medialen Vampyrismus war,
und zwar, ich kann nicht anders sagen, durchaus verdientermaßen,
wie aus der ganzen Beschreibung hervorgeht. Ich glaube nicht fehlzugehen
, wenn ich annehme, daß dieses, mein Warschauer Erlebnis,
einen weiteren, nicht unbedeutenden Beitrag zur Frage des Vampyrismus
, bezw. der schwarzen Magie liefert. Es würde zu weit führen,
wollte ich hier die sehr wichtigen Konsequenzen daraus ziehen. Nur
eine Andeutung: Es wäre wohl denkbar, vorauszusetzen, daß der
Angriff noch weit schärfere Formen angenommen hätte, wenn man
das Medium, vielleicht durch posthypnotische Suggestion, um den
steuernden Intellekt desselben auszuschalten, vorher systematisch auf
mich gehetzt hätte.
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