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24 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1924).
Um 7 Uhr fand ich mich im Hotel ein, um mich zur Q-Uhr-SilzunK
abzumelden. Da jedoch Herr J. nicht anwesend sein konnte, wurde
ich gebeten, die Sitzung doch mitzumachen. Ich wurde links vom
Medium hingesetzt. Nach Anweisung von Professor Alrutz lehnte ich
mein rechtes Knie an die Stuhlkante des Mediums, mit dem linken
hielt ich das linke Knie des Mediums fest. Ebenso kontrollierte von
rechts der mir gegenübersitzende Professor Alrutz. Die Kelte wurde
wieder durch Einhaken der kleinen Finger gebildet, und die Hände
des Mediums erst nach Lichtmachen freigelassen. Weiter wurde die
Kette durch Dingwall, Dr. Geley zu mir zu geschlossen. - In der
vor der Pause stattfindenden SitLng animierte ich die Geister durch
russische aufmunternde Worte, und beobachtete i:h eine leichte Bewegung
des Beines des Mediums, nahm Geräusche auf dem Fußboden
und besonders an der ganz nahe von mir befindlichen Wand wahr,
wie wenn an derselben ruckweise eine Masse hinaufrutichen würde.
Mir fiel dabei die Beschreibung, wenn ich mich nicht irre, Dr. Geley's
und Schrenck-Notzings ein, daß da3 Ektoplasma ruckweise ausgestoßen
v,erde. und ich erwartete jeden Augenblick eine Berührung,
die aber unterblieb. Nach der Pause fielen meine aufmunternden
Zurufe fort, und Dr. Geley animierte sehr vorsichtig durch französische
Worte. Nach einiger Zeit meldete Professor Alrutz Berührungen
seines linken Oberschenkels. Zu gleicher Zeit wich der linke Oberschenkel
des Mediums von mir weg, und ich mußte auf dem Stuhle
nachrutschen, um in Kontakt zu bleiben. Auf meine spätere ausdrückliche
Frage sagte Professor Alrutz, daß er nichts bemerkt habe.
Entweder hat also das Medium seine linke Untorextremität, wie ol>cn
erläuteit, näher an den Ort der Berührungen heranzuführen sich
bestrebt oder die Beine sind durch teilweise Dematerialisalion magerer
geworden, was auch in der Literatur — leider weiß ich nicht mehr,
wo — berichtet wird.
Ich erzählte über meine Erlebnisse in der kurz vorher stattgefun-
denen Sitzung und sprach die Ansicht aus, daß die scharfe Beinkonirolle
nicht psychisch, sondern auch rein mechanisch die Phänomene
hindern könne. Wie die Herren mir erzählten, waren am
Tage vorher ohne Kontiolle Berührungen und Lichteffekle beobachte!
worden, und wir tauschten unsere Ansichten über den Einfluß der
Konirolle und im Zusammenhang damit über mein Erlebnis aus.
Unerwarteter- und erfreulicherweise wurde ich von Herrn J. zum
nächsten Tage zu einer intimeren Sitzung eingeladen, an der nur einige
gute Freunde und der Scheich teilnehmen sollten. Leider klappte
nicht alles. Der Scheich war als interessante Persönlichkeit von zarter
Seite aufgehalten worden, und wir mußten nach längerem Warten
ohne ihn beginnen. Das Warten hatte aber auch sein gutes, indem
vtir uns währenddessen in einem nahegelegenen Cafe über Riga, den
zu erwartenden Besuch der Herren dortselbst sehr freundschaftlich
aussprachen, was die psychische Situation wesentlich begünstigte. Kaum
hotte die Sitzung im Dunkeln mit G. begonnen, so störte uns ein
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