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28 Psychische Studien. LI. Jahi^ang. 1. Heft (Januar 1924.)
Wahrheit drücken wir den Wunsch aus, daß diese qualifizierten
„Kontrolleure" ihre Mithilfe zur Prüfung dieses wichtigen Falles
nicht zurückhalten.
Unser Appell wurde gehört, und wir veröffentlichen ohne Kommentar
die uns zugegangenen Bestätigungen und überlassen
unseren Korrespondenten die volle Verantwortung, indem wir
ihnen für die Mühe danken, mit der sie unserem Wunsch entsprochen
haben.
Z eugnisse.
Zeugnis des Dr. Jos. Teixeira da Matta Bacellar.
Es scheint mir nicht zwecklos, zuerst in einigen Zügen die Entwicklung
meiner philosophischen und religiösen Gedankenwelt
zu schildern. Als Sohn katholischer Eltern hing 4ch bis zum
13. Lebensjahre bland Ihrem Glauben an. Damals las ich eine
tendenziöse protestantische Broschüre: „Was die Protestanten
glauben." Um mich über die Echtheit der angeführten Zitate,
mit denen der Verfasser die Berechtigung der Abtrennung der
protestantischen von der allgemeinen Kirche beweisen wollte,
zu orientieren, benützte ich die Vulgata latina und erkannte die
Wahrheit seiner Gründe. Seitdem, begann ich mich für die Lektüre
religiöser Bücher zu interessieren. Vom Katholizismus
innerlich entfernt, wurde ich mit 15 Jahren ein Freidenker. Mit
dem Studium der positiven Wissenschaften, insbesondere der
Medizin, wuchs meine Neigung zum Materialismus, speziell zum
Monismus, dessen Anhänger ich seit meinem 30. Lebensjahre bis
zu meinem 68, Lebensjahr gewesen bin. Der Wissensdurst, der
heftige Wunsch, dies Mysterium, „das Gesetz der Substanz" zu
durchdringen, ließen meinem von Juvenals Worten: vitam im-
pendiere vero" bearbeiteten Geist keine Ruhe. 1920 rief der so
rasch in- und außerhalb der Stadt Beiern (in Parä) bekanntgewordene
Fall der Mediumschaft der Frau Prado meine Forscher-
ueugierde wach: ich ergriff die erste Gelegenheit, die sich bot,
diese unerklärlichen Phänomene zu sehen, denen viele Personen
von hohem Rang, darunter einige Mediziner, beiwohnten. Der
Eindruck war überwältigend: ich verstand, daß ich mich einer
rätselvollen Weit gegenüber befand, die des* Studiums wohl wert
war. Bei meiner zweiten Sitzung bestätigte sich mein erster
Eindruck. Ich wünschte sowohl als Mensch als auch als Arzt die
Sitzungen fortzusetzen. Ich war durch diese so völlig meiner
inneren Einstellung zur Materie entgegengesetzten Tatsachen
stark betroffen.
Nachdem ich an dem Versuch teilgenommen hatte, das Medium
in einen eisernen Käfig einzuschließen, das Vorlegeschloß mit
vorgelegt hatte und alles, was die Phänomene hätte auf natürliche
Weise erklären lassen, als ausgeschlossen erklären mußte,
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