Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 38
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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38 Psychisdie Studien. LI. Jahrgang. 1. Heft (Januar 1924.)

Ziehung zu einem Schloß angelegt wurde. Wir fragen auch nach
der Ursache -der Revolution, wo wir dann wissen wollen, welche
äußeren Begebnisse dazu geführt haben, und wobei wir dann
auch die Wirkung auf die Menschen und deren Rückwirkung auf
die Ereignisse berücksichtigen müssen. Wie man sieht, sind in
den beiden letzten Beispielen auch psychische Faktoren zu beachten
, ja diese können schließlich das uns ausschließlich Interessierende
werden, wenn wir die Handlungsweise eine« Menschen
begreifen wollen, sei es die einer historischen Persönlichkeit oder
die eines Menschen in unserer Umgebung. Nur kurz m ähte ich
bemerken, daß diese Art von Begreifen in vieler Beziehung eine
ganz andere ist, als wenn wir irgendeine Naturerscheinung begreifen
wollen; in dem einen Falle handelt es sich darum, die
Erscheinimg auf vorhergehende Konstellationen in der räumlichen
Außenwelt zurückzuführen, wir sprechen dabei von ,.er-
klären", im anderen Falle können wir nur zum Begreifen der
Handlungsweise kommen, wenn wir uns selbst in die Lage versetzen
und nachfühlend zum Verständnis zu kommen suchen,
wir sprechen dann von „verstehen".

Besonders deutlich tritt dieser ordnende Kausalitätstrieb hervor
, wenn es sich in unserer gewohnten Umgebung um eine Er»
scheinung handelt, die im Widerspruch mit unsern sonstigen
Erfahrungen steht, wir empfinden diese Erscheinung störend wie
einen Fremdkörper im Auge; es reizt uns, daß uns etwas ent-
gegentrift, was wir nicht in irgendeiner Weise in unsere Er-
fahrungen einreihen können, und wir geben uns nicht eher zufrieden
, als bis das gelungen ist, handele es sich nun um eine
Uhr, die nicht geht, bis wir gefunden haben, daß die Unterlage
aus irgendeinem Grunde nicht horizontal war, sei es ein Geräusch
, das wir uns nicht erklären konnten, bis wir fanden, es
habe sich irgendetwas gelockert und werde nun vom Winde hin
und her bewegt. In allen solchen Fällen wollen wir die Erscheinung
einordnen in unsere sonstigen Erlebnisse und Erfahrungen
und fragen solange nach dem „Warum", bis es uns gelungen
ist

Indem wir uns die Frage des „Warum?" beantworten, wird un3
die Welt bis zu einem gewissen Grad begreifbar, wir stehen nicht
jeden Augenblick vor unerklärlichen, unvorhersehbaren Wundern
, sondern bringen eine gewisse Ordnung und Uebersicht in
das Geschehen und können auf Grund dieser Ordnung dann auch
zweckmäßiger handeln. So ist dieses Ordnen, diese Rationalisierung
unseres Erlebens ein höchst wichtiger, ja notwendiger
biologischer Prozeß, ein Prozeß, der einerseits in weniger konsequenter
Form schon beim Primitiven und beim Kind besteht,
anderseits von der Wissenschaft weitergeführt wird. Denn die
Wissenschaft ist ja im Grunde nichts weiter als das Ergebnis des
systematisch angewendeten gesunden Menschenverstandes.


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