Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 39
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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Tischner! Der Okkultismus im Verhältnis zu Irrationalismus u. Mystik. 89

Einige® sei noch im Vorbeigehen über die Einstellung des
Primitiven gesagt! Das Wort „Rationalisierung" scheint nicht
am Platze zu sein bei vielen Anschauungen des Primitiven, so
z. B. wenn er die Bewegung der Sonne damit erklärt, daß ein
riesiger Käfer sie vor sich herschöbe, oder wenn er die Sonnenfinsternis
darauf zurückführt, daß ein wildes Tier die Sonne ver*
schlingen wolle, weswegen er versucht, es durch Lärm zu verscheuchen
, was ihm dann ja auch gelingt, denn nach einiger
Zeit strahlt die Sonne wieder in früherem Glänze! Hier scheint
das Wort Rationalisierung übel angebracht, aber wenn es uns
auch gar nicht rationell vorkommt, im Grunde strebt der Primitive
dasselbe an wie wir, er will sich die Umwelt begreifbar
machen, sein Kausalitätstrieb wird dadurch ebenso befriedigt
wie der unsere durch unsere astronomischen Erklärungen. Dasselbe
beobachten wir ja auch beim Kinde, das sich durch solche
mythologischen Erklärungen eine Zeitlang völlig befriedigt fühlt.

Der oben gezeichnete Weg der Rationalisierung wird nun von
der Wissenschaft welter beschritten und bewußt genauer ausgebaut
Sie versucht das Geschehen soweit zu durchschauen,
daß sie Vorhersagungen machen kann, was ihr zuerst auch in
der Astronomie gelang, später wurden auch andere physikalische
Gebiete soweit geklärt, daß es in hohem Grade berechenbar
wurde, wie z. B. die Fallgesetze und die ganze klassische
Mechanik. Die moderne Zeit brachte weitere Fortschritte und
unsere Tage haben in der theoretischen Physik ein imponierendes
Gebäude errichtet, in dem das physikalische Geschehen in
weitem Maße theoretisch durchschaut und berechenbar wurde.
Während frühere Zeiten sich damit begnügten und begnügen
mußten, nur die Bewegungen der groben Massen zu studieren,
schritt die Physik in immer weitergehender Analyse fort zu der
Analyse der Moleküle, der Atome und der Elektronen. Ihr Ziel
und Ideal ist alles Geschehen berechnen zu können, alles versucht
sie in Bewegungen aufzulösen, alle Qualitäten in berechenbare
Quantitäten umzudeuten.

Auch die Chemie, die in mancher Beziehung lange Zeit nur
eine Anhäufung von Tatsachen war, ist in der Rationalisierung
weiter gekommen, auch sie kann Vorhersagungen machen und
bis zu einem gewissen Grade angeben, welche Eigenschaften ein
bislang unbekannter Körper von einer bestimmten Konstitution
haben wird.

Ist so die anorganische Naturwissenschaft bis zu einem hoheu
Grade ihrem Ziele nahe gekommen, so liegt es anders in der
organischen Naturwissenschaft. Vorhersagungen sind hier wesentlich
schwerer und Gesetze der organischen Natur im strengen
Sinne des Wortes sind sehr spärlich. In den Geisteswissenschaften
sind wir noch weiter zurück, hier können wir noch weniger
von Gesetzen sprechen und der quantitativen Erkenntnis sind hier


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