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48 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1924.)
Das erste Bänddien: „Der immergleiche Qott" hat in den „Psych.
Studien" 1920, Heft 9, bereits eine freundliche Erwähnung gefunden.
Audi das vorliegende dritte Bändchen wird, namentlich katholischen
Lesern, willkommen und wertvoll sein. Es unternimmt, unter fortwährender
Zurückweisung des Monismus, Pantheismus, Pluralismus, eine
Rechtfertigung des christlichen Theismus durch einen Gottesbeweis,
welcher von dem Vielen auf das Eine schließt (formuliert S. 63). Der
gute Wille 90Ü dabei anerkannt werden; aber ein wirklicher Beweis
für das Dasein Gottes ist dieser Beweis natürlich so wenig wie jeder
andere, da bestenfalls bewiesen wird, daß und wie wir das Eine
denken müssen. Der Gegenstand legt es nahe in weiterem Umfange
die Aussagen der Mystik heranzuziehen; diese weist denn auch
zum Schlüsse dem Menschen den Weg zu seiner inneren Einheit.
A. o. Professor Lic. Dr. Hans Rust, Königsberg (Pr.).
William Hackende, Metapsichica moderna. Fenomeni me«
dianici e problemi del subeonsciente. Roma, 1923.
Charles Eichet, Grundriß der Parapsychologie tind
Parapsychophysik; mit einem Geleitwort von Freiherrn
v. Schrenck-Notzing. Deutsch von R. Lambert. Union, 1923.
Das Jahr 1923 hat uns drei parapsychologische Werke großen Stiles
geschenkt Neben« der zweiten Auflage v. Schrenck-Notzings „Materialt-
ßationsphänomenen" stehen die beiden Werke, die im folgenden kurz
besprochen werden sollen. Man kann sie nicht im einzelnen referieren
da sie selbst zum größten Teil (Mackenzie) oder ganz (Richet) der
Erörterung und Kritik schon bekannter Dinge gewidmet sind.
Mackenzies erstes Kapitel handelt über die denkenden Tiere,
zumal die Hündin Lola, eine Tochter des Mannheimer Rolf. Dieses
Kapitel übergehe ich hier, da ich, nach Mitteilungen aus anderen
Quellen, große Bedenken über die Tatsächüchkeit der in Frage kommenden
Dinge nicht unterdrücken kann. Es folgt das sehr wichtige zweite
Kapitel, welches eigene Untersuchungen über „Stasia", die Trancepersönlichkeit
eines mediumistisch begabten belgischen Herrn enthält
Stasia ist ein Reehengenie und dazu hellseherisch begabt; in Kartenkunststücken
und Kartenspielen, von zum Teil sehr komplizierter Art,
äußert sich ihre Fähigkeit. Die vier letzten Abschnitte sind der Diskussion
und Kritik aller bekannten parapsychoiogischen Phänomene gewidmet
. Wichtig ist hier zumal die scharfe Definition der verschiedenen
Tatsachen und ihre Klassifikation. Der Mediumismus wird grundlegend
in „peroeptiven oder statischen" und „physischen oder dynamischen"
eingeteilt. Audi könne man nach Graden einteilen; alsdann ergebet!
sich supermediumistische und mediumistische Phänomene (Kap. IV).
Dem Vulgärspiritismus steht der Verfasser zwar nicht dogmatisch-, wohl
aber kritisch-ablehnend gegenüber, hält jedoch eine Art von „Poly-
psychismus", d. h. eine Herkunft alles Psychischen aus Einem, für^eiae
mögliche Lehre.
Richets Werk erschien in Frankreich bereits 1922. Es kann
als Lehrbuch der Parapsychologie bezeichnet werden. Von den
einführenden Werken Oesterreichs und Tischners unterscheidet
es sich dadurch, daß es nicht, wie diese, nur wenige typische
Fälle und daneben theoretische Erörterungen, sondern eine ungeheuere
Fülle der Fälle mit verhältnismäßig wenig Theorie bringt. Das ist
Absicht, denn Richet hält die Zeit noch nicht für reif zur Theorienbildung
. Audi seine Klassifikation ist bekanntermaßen provisorisch und
äußerlich, da wir ja eben doch noch ganz und gar nicht wüßten, waa
eigentlich vorliege. Freilich scheint der berühmte Verfasser persönlich5
bisweilen den sogenannten Strahlungstheorien zuzuneigen, die wir
Inst, f. Grenzgeb.
der Psychologie
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