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Quade: Die Physik und Psychik des Spuks, 51
Nähme man aber selbst an, daß viel mehr Menschen unterbewußt
psychometrisch veranlagt wären als normalerweise zur Beobachtung
gelangt, und daß Oertlichkeiten, die gleichsam mit Niederschlägen
besonders affektbetonter Geschehnisse gesättigt sind, in ihnen die la-
lente Hellsehgabe auslösen könnten, so wäre doch nicht zu verstehen,
warum diese Manifestierung mediumistischer Fähigkeiten nur ausgerechnet
an typischen Spukorten auftreten, nicht an anderen Plätzen,
etwa Operationsräumen, Gerichtssälen, Kirchen oder ähnlichen Stätten,
denen zweifellos auch sehr starke Gefühlsspuren anhaften.
Vor allen diesen Plätzen sind die Spukorte eben dadurch ausgezeichnet
, daß sie, wie Professor Bozzano in seiner Statistik über
Fälle nachwies, mindestens zu 80 Prozent mit Todesfällen in Zusammenhang
stehen.
Darum ist es die ungezwungene Annahme, die Geister unter bestimmten
Umständen Verstorbener für die Spukphänomene verantwortlich
zu machen, um so mehr, als es in einem sehr beträchtlichen
Prozentsatz der Bozzanoschen Fälle (870/0) gelungen ist, direkt die
Verstorbenen nach ihrer Erscheinung zu identifizieren.
Im übrigen können die Geschehnisse an den Spukorten auch schon
deswegen nicht animistisch gedeutet werden, weil sie unter ganz anderen
Bedingungen erfolgen als bei den einer solchen Erklärung teilweise
zugängigen mediumistischen Sitzungen. Es fehlt beim Spuk vor
allem das typische physikalische oder hellsichtige Medium, es fehlt
der Trance- bzw. der besondere Konzentrationszustand der Beobachter
und es fehlen vielfach alle Beziehungen des Phänomens zu der Psyche
der Erlebenden, so daß zu den gezwungensten und unwahrscheinlichsten
Annahmen sowohl über das unterbewußte Seelenleben, wie
über die unbewußten Fähigkeiten der Beobachter gegriffen werden
muß, um die animistische Hypothese zu retten.
Der Vortragende untersucht deshalb den Spuk unter der Annahme,
daß Jenseitige seine Veranlasser sind. Die Energieform, die sie für
die Phänomene gebrauchen, kann keine allgemein bekannte Energieform
sein, da eine solche nicht durch den feinstofflichen Leib der
Geister transportiert werden könnte. Er nimmt an, daß diese transportable
Energieform die gleiche ist, mit der der Lebende seine Bewegungen
ausführt, die also durch Lebensvorgänge, insbesondere die
Verbrennung der Nahrungsstoffe, produziert wird und die mutmaßlich
mit dem Od des Freiherrn von Reichenbach gleichgesetzt werden
kann.
Nach des Vortragenden Auffassung besteht dieses Od aus den Ur-
atomen, den Bausteinen der Kerne der chemischen Elemente, welche
die Hellseher Besant und Leadbeater in ihrem Buch „Okkulte Chemie"
nach ihren Beobachtungen als Wirbelbildungen schildern. Die Ur-
atome sind polar verschieden, sind viel größer und schwerer als die
Elektronen und müssen dann entsprechend auch andere Neutralisa-
tions- und Leitungsverhältnisse zeigen.
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