http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0059
Quade: Die Physik und Psychik des Spuks.
55
Ebensowenig kann man etwa den Zustand der physischen Welt nach
dem beurteilen, was man an geistigen Aeußerungen in einem Irrenhause
zu hören bekommt.
Der Tod bedeutet keine Aenderung des Charakters, keine Auflösung
seelischer Komplexe, sondern zunächst nur eine Trennung vom
physischen Körper. Die Auflösung seelischer Komplexe kann häufig
bei spiritistischen Sitzungen im Verkehr mit Selbstmördern beobachtet
werden und desgleichen bei einer Ileihe von Spukphänomenen. Wo
Verständigung mit den Spukgeistern und ihre vernünftige Beeinflussung
nicht möglich ist, kann am besten Bannung durch Schaffung
psychischer Gebilde wirken, die den magischen Rapport, den der Spukort
ausübt, aufheben, oder ihm eine ähnlich starke abstoßende Kraft
entgegensetzen
Der Vortragende schloß damit, daß er hoffe, bald durch Ausführungen
über den Rapport als ordnendes und gestaltendes Prinzip
in der Welt des Seelischen tieferen Einblick in den Mechanismus
übersinnlichen Geschehens geben zu können.
In der angeregten Diskussion setzten sich Vertreter des Animismus
für die psychometrische Hypothese, die Erklärung durch elektrische
Kraftfelder und die Möglichkeiten traum\ erwandter Persönlichkeitsspaltungen
auch ohne Süßeres Kenntlich werden eines veränderten Bewußtseinszustandes
ein. Der Vortragende konnte aber in seinem
Schlußwort zeigen, daß alle diese Theorien viel weniger experimentell
gestützt sind und zu viel künstlicheren Schlüssen kommen müssen,
als die spiritistische, die an die Fluidalphänomene bei Lebenden und
Sterbenden anknüpft und dfe psychischen Aeußerungen bei den spontanen
Spukerscheinungen ohne Gezwungenheit den Geistern Verstorbener
zuordnet, während sie als Aeußerungen des Seelenlebens
der Spukbeobachter meist unbegreiflich sind.
Zusatz der S'chriftleitung: Wir bringen diese zwar
interessanten, aber doch immerhin stark hypothetischen Ausführungen
des Verfassers, obwohl wir seine Formulierungen zum Teil für verfrüht
halten und seine Ansichten nicht teilen, unverkürzt zum Abdruck
. Solange auf empirischem und experimentellem Gebiete noch
unübersehbare Aufgaben der parapsychischen Forschung harren, sollte
man sich nicht auf Axiomen festlegen, die evtl. die Bewegungsfreiheit
einschränken und die Phänomenologie suggestiv beeinflussen könnten
Eine zusammenfassende Darstellung unseres, von den Quadeschen
Ausführungen abweichenden Standpunktes, verbunden mit einer vereinfachten
und den Verhältnissen gerecht werdenden Formulierung
der animistischen These — der wir übrigens auch nur heuristischen
Wert, genau wie der spiritistischen — beilegen, und auf welche ebensowenig
wie auf diese, eine Festlegung erfolgen sollte — behalten wir
uns zum Schluß der im Gang befindlichen Diskussion vor. Im übrigen
halten wir diese theoretischen Auseinandersetzungen nur insoweit für
wichtig, als sie Fingerzeige für die Methodik ergeben. Das unbedingt
wichtigere Problemgebiet für den wissenschaftlich gerichteten Okkul-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0059