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Störmer: Okkulte Phänomene ohne erkanntes Medium. 57
Okkulte Phänomene ohne erkanntes Medium.
Von Dr. Rudolf Störmer.
Seit mehreren Monaten halte ich mit meiner Frau und zwei befreundeten
Familien „spiritistische" Sitzungen ab zwecks Erforschung
okkulter Phänomene. Ein kurzer Bericht hierüber findet sich im August-
Heft der „Psychischen Studien" 1923. Inzwischen haben zwei Zirkelteilnehmer
gewechselt, ohne daß bisher ein wesentlicher Fortschritt
des Zirkels zu verzeichnen gewesen wäre. In den letzten beiden
Sitzungen führte ich die sogenannte Fuß- und Kniekette ein. Dabei
traten derart verblüffende Phänomene auf, daß ich mich veranlaßt
sehe, dieselben der Oeffentlichkeit mitzuteilen. Ob gerade die Fuß-
und Kniekette die Ursadhe~ oder die alleinige Ursache der Erfolge
ist, lasse ich dahingestellt. Propter hoc oder post hoc? Nach Aussagen
der kontrollierenden Intelligenz verstärkt diese Kette die die
Phänomene erzeugende Kraft. Ich lasse nun die Berichte über die
letzten beiden Sitzungen folgen.
Sitzung! am 6. November 1923.
Wohnung des Herrn Sch. Beginn 9 Uhr abends. Sitzreihe geht aus
folgender Skizze nervor:
Herr K. Fr Dr. St.
Fr. Sch. #— —# Herr Sch.
Dr. St. Fr. K.
Sämtliche Teilnehmer halte ich für durchaus ehrlich. Jeder einzelne
hat lediglich das Bestreben, der Wahrheit der okkulten Phänomene
auf den Grund zu kommen. Sämtliche Personen sind nüchterne Beobachter
und bleiben während der Sitzungen voliwach. Der Tisch ist
ein etwa 80—100 Pfd. schwerer, polierter Nußbaumtisch, etwa 2 m
lang, 1.30 m breit. Die Platte überragt die Tischbeinkante um etwa
3 cm. Beleuchtung eine lökerzige rote Birne liegt auf einem Schreibtisch
etwa U/2 m vom Sitzungstisrch entfernt; die Stimmung ist durchaus
nicht ernst, es herrscht keinerlei fieberhafte Erwartung. Alle
Hände liegen flach auf dem Tisch und bilden eine Kette.
Nach etwa 2 Minuten starkes Neigen des Tisches nach allen
Seiten und Trommeln in der Tischplatte: Es meldet sich mitteis Klopfalphabet
„Fakir", die führende Intelligenz des Zirkels. Zunächst erfolgen
einige politische Mitteilungen, die ich hier lieber nicht bringen
möchte. Es berühren sich jetzt alle Teilnehmer mit ihren Füßen und
Knien. Es hat so jeder eine gewisse Kontrolle über seinen Nachbar
und anscheinend wird auch das „Fluid" verstärkt.
Das Klopfen wird lauter. Plötzlich trommelt es in der Gegtend
des Herrn Sch. wie mit fünf Fingernägeln. Zugleich fallen laute
dumpfe Schläge in der Gegend des Herrn K. auf die Tischplatte. Diese
Schläge sind so laut, als ob jemand mit der Faust auf den Tisch
schlüge, nur klopft es etwas hohler. Die Schläge lassen sich auf künstliche
Weise nicht nachahmen. Die Beleuchtung ist nach erfolgter
Adaption so stark, daß die Hände, die unbeweglich auf dem Tisch
liegen und zur Not auch sämtliche Füße gesehen werden können. (Ich
traue keinem der Teilnehmer zu, daß er diese Schläge und Klopf töne
durch Knacken der Rippen nach Moll hervorbrachte.)
Auf Wunsch klopft Fakir Melodien, ganz laut und deutlich in
Rhythmus und Betonung. Bemerkenswert ist, daß Fakir einige Lieder
nicht trommeln konnte, deren Melodien uns allen bekannnt waren.
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