http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0064
60 Psychische Studien« LI. Jahrgang. 1. Heft (Januar 1924.)
neue Spur zu sehen! (Dr. St. und alle Teilnehmer hatten (gewünscht,
Dr. St. möge mit Ruß bestrichen werden.)*)
Nun legt Dr. St. ein weißes Papier und Bleistift auf den Tisch.
Ketten wie oben. Sogleich hört man kritzeln, dann Klappern mit dein
Bleistift. Licht. Auf dem Papier Kritzeleien, darunter das Wort Fakir
in unbeholfener deutscher Schrift zu lesen.**)
Kaffeepause. Dr. St. will sein Likörglas vom Schreibtisch holen.
Es steht nicht mehr dort. Das Zimmer wird durchsucht, das Glas
ist nicht zu finden. Lachend behauptet jemand: ,„Das hat sicher der
Fakir geholt." Ein neues Glas wird geholt, und bald ist der Vorfall
vergessen, dem an sich schon keine weitere Bedeutung beigemessen
worden war.
Ein neues Papier wird berußt Dr. St. nimmt einen mit Leder überzogenen
Kasten vom Schreibtisch, etwa 15 cm hoch, 20 cm lang und
15 cm breit. Der Kasten ist mit einem Druckknopf verschließbar und
läßt sich ohne deutlich hörbares Knacken weder öffnen noch verschließen
. Die Kette wird wie oben geschlossen, ohne Dr. St. Dieser
legt vor alier Augen, bei voller Beleuchtung, das schwarze Papier in
den Kasien (das Papier zeigt nicht die geringste Spur), verschließt den«
Kasten mit dem Druckknopf, löscht das Licht, und tritt in die Kette
ein. Fakir wird gebeten, einen guten Fingerabdruck* herzustellen.
Nach etwa 1 Minute hartes Klappern auf dem Tisch. Licht. Das vorhin
vermißte Likörglas steht auf dem Tisch! Der Kasten wird geöffnet
. Auf dem Papier drei tadellos scharfe Fingerabdrucke. Späterer
Vergleich mit Fingerabdrücken der Teilnehmer zeigt, daß ein fremder
Finger den Abdruck im Kasten hergestellt hat (Hautlinien). Die Finger
aller Teilnehmer sind sauber.
Das Likörglas wird in den Kasten gelegt und dieser verschlossen.
Licht aus. Dr. St. bittet Fakir, das Glas herauszuholen. Nach kurzer
Zeit Trommeln in der Tischplatte. Licht. Das Glas steht auf dem
Kasten. Der Kasten ist verschlossen. Das Papier, das fast den ganzen
Boden des Kastens bedeckt, zeigt keine neuen Spuren. Dabei war
keine Hand eines der Teilnehmer auf oder am Tisch. Kontrolle durch
Kettebilden und Augenkontrolle, denn eine menschliche Hand hätte
man auf dem Tisch schimmern sehen müssen.
Der Kasten wird ganz leer wieder verschlossen. Licht aus. Kette
wie oben. Jetzt kommt Dr. St. der Gedanke, um eine Blume zu bitten.
Im Zimmer stehen Vasen mit künstlichen Blumen. Im Nebenzimmer
(alle Türen sind zu) steht eine Vase mit lebenden roten Kletterrosen.
Von diesen hat jedoch Dr. St. keine Kenntnis. Er bittet Fakir, eine
Blume in den Kasten zu legen. Nach etwa 1 Minute heftiges Trommeln
im Tisch. Licht. Der Kasten ist verschlossen. Er wird geöffnet und
darin liegt ein Stil mit frischen, feuchten Kletterrosen, diese sind aber
nicht rot, sondern blau mit gelben Rändern. Dr. St. bricht davon eine
Rose ab und steckt sie in das Knopfloch. (Am anderen Tage ist sie
welk und braun.) Den Stil mit den übrigen Rosen bringt er in das
Nebenzimmer in die Vase zu den übrigen rot&n Rosen (vor Zeugen),
■und schließt wieder die Tür.
Ketten wie oben. Dr. St. bittet Fakir, die Rosen in der Vase wieder
rot zu färben, die im Knopfloch aber blau zu lassen. Trommeln. Licht
Die Vase wird hereingeholt. Alle Rosen sind rot. Die bisher ver-
*) Anscheinend stammte der Ruß noch von dem ersten obenerwähnten
Strich auf dorn Papier. Wo war der Ruß, während wir
bei Licht gegenseitig unsere Hände nach Rußspuren absuchten? Der
Ruß ist übrigens trocken sehr schwer von der Hand zu entfernen.
**) Kann Fakir, angeblich vor über dreitausend Jahren in Indien
gestorben, deutsch? Oder ist Fakir ein Deckname für einen anderen
„Geist"? Aehnlich wie Kati King?
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0064