http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0068
64 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 1. Heft (Januar 1924.)
daß diese Phänomene echt sind, spricht nur die Versicherung aller
Teilnehmer, daß die Kefte während der ganzen Versuche nicht unterbrochen
war. Dieser Versicherung schenke ich personlich Glauben.
Jetzt stellte Dr. St. eine mit einem Glasstöpsel verschlossene Flasche
mit Jodtinktur neben ein weißes Blatt Papier auf den Tisch, und bittet
Fakir Jodtinktur auf das Papier zu bringen. Plötzlich gibt Frau K.
(sitzt rechts neben Dr. St.) an, es habe ihr jemand in das Gesicht
gefaßt Licht Frau K. tiat an ihrer linken Wange einen etwa
10 Pfennigstück großen Jodfleck. Die Flasche steht verschlossen auf
dem Tisch. Das Papier ist sauber. Die Finger der Teilnehmer weisen
keinerlei Jodspuren auf. Am Glasstöpsel befindet sich nur eingetrocknete
Jodtinktur. (Der Jodfleck auf Frau K.'s Wange war noch am folgende**
Tage sichtbar.)
Licht aus. Dr. St schließt mit seiner linken Hand die Kette, legt
die rechte auf den Tisch, und bittet Fakir, ihm seine Hand zu reichen.
Nach etwa 1/2 Minute spürt er deutlich eine weiche, warme Hand in der
seinigen. Er versucht diese Hand festzuhalten, was nicht gelingt. Beim
geringsten Versuch, die fremde Hand zu packen, gibt diese nach und
läßt sicdi zu einem Nichts zusammendrücken. Sie weicht also nicht au9
und ging weg, sondern ist wie eine Qualle zusammendrückbar und
verschwindet in der geschlossenen Faust Läßt jedoch Dr. St seine
Hand ganz ruhig liegen, so wird die fremde Hand etwas fester und
beginnt die Hand Dr. SVs wie mit Muskeldruck zu drücken. Dies
Spiel dauert etwa I1/2 Minuten.
Sitzung am 28. November 1923, in der Wohnung des Dr. St.
Teilnehmer und Sitzreihe wie oben. Unter den Teilnehmern bestehen
Meinungsverschiedenheiten. Fakir. Ein gewisser Rückschritt in
der Stärke und Art der Phänomene ist zu verzeichnen. Ich führe
diesen Rückschritt auf die psychische Verfassung der Teilnehmer zurück.
— Ein Fingerabdruck Fakirs auf Rußpapier im Kasten wird gewonnen.
Besonders stark und direkt lästig ist diesmal das Stechen Fakirs. Alle
Teilnehmer wurden wie mit spitzen Nadeln auf Hände und Gesicht
und durch die Kleider an den Beinen gestochen und gekratzt. Allerdings
hatten die Teilnehmer Srche gewünscht, bekamen aber dann
noch reichlich ungewünschte Stiche.
Die Beleuchtung ist hierbei so hell (Licht von der Straßenlaterne),
daß die Umrisse aller Teilnehmer deutlich zu sehen sind. Auf die
Frage, wer das Medium sei, gibt Fakir durch Klopfen 3 Namen an.
Es sei nicht eine einzelne Person Medium, sondern er bediene sich des
vereinigten Fluids des Zirkels. Bei zeitweisem Ausscheiden
einzelner Mitglieder treten Phänomene ebenfalls auf, aber anscheinend
etwas schwächerer Natur.
Frau Dr. Sophie Lederer, Charlottenburg, legt Wert darauf,
ergänzend mitzuteilen, daß die im Dezembef-Heft mitgeteilte „Kundgebung
ihrer Großtante" erst nach zahlreichen Sitzungen ganz anderen
Inhalts erfolgte, und daß diese Intelligenz sich in zahlreichen weiterhin
abgehaltenen Sitzungen nicht wieder meldete. Sie war also keine durch
einmal eingelaufene zentrale Bahnen „eingewöhnte" Gestalt, ebensowenig
war sie eine erwartete oder durch die Stimmung geschaffene.
Berichtigung zum Aufsatz des Herrn Professors D. Ludwig
im Dezember-Heft: S. 544, Z. 14 von unten, muß heißen „über
einen" (statt „unter einem"); S. 545, Z. 3 von oben, „folgern" (statt
„folgen"); S. 548, Z. 8 von unten, „der neuere Geisterglaube" (statt
„neue Christenglaube"); S. 549, Z. 9 von oben, „dämonistische" (statt
„dämonische"); S. 549, Z. 23 von unten, „verraten" (statt „erwarten");
Z. 21 von unten, „Mager" (statt „Mayer"); S. 550, Z. 14 von oben,
„einziftügen" (statt „einzuimpfen").
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0068