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70 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 2. Heft (Februar 1924.)
logen überraschenden Gründlichkeit und Vollständigkeit. Du Preis
Theorie von dem transzendentalen Subjekt und dem Astralkörper
sind zu bekannt, als daß man an dieser Stelle darauf
zurückkommen müßte. Vielleicht das größte von Oesterreich nicht
hervorgehobene Verdienst dieses Dichterphilosophen ist seine energische
Bekämpfung der damals allgemein herrschenden materialistischen
Weltanschauung.
Die heute auf dem Gebiet d*»r Parapsychologie arbeitende Forschergruppe
ist bekannt und vermehrt s'.eh zusehends. Besonders mögen außer
Driesch und Oesterreich erwähnt werden: v. Schrenek-
Notzing, Tischner, Wasielewski und Grunewald. Angeregt
durch die Arbeiten dieser Forscher und durch die Literatur des
Auslandes hat sich in Deutschland bereits ein Stamm von Mitarbeitern
und Schülern entwickelt, von denen hier nur die folgenden genannt
sein mögen: die Hochschullehrer Zimmer, Haas, Gruber und
Hoffmann, die Ärzte Schwab , Kröner, Sünner, Aigner
, Bruck, Harter, Happich, Holub, Neumann, ferner
folgende in der Parapsychologie schriftstellerisch tätige Männer:
Joseph Peter, Lambert, Graf Keyserling, Surya,
Vogl, Max Kemmerich, Hans Müller, Thomas Mann
u. a. Von katholischer Seite sind hervorgetreten: W. Schneider,
Ludwig, Denneit, Stauden maier, Seitz u. a.
Oesterreichs Werk schließt mit einer kurzen Darstellung der
Theosqphie und Anthroposophie (Blavatzky, Olcott, Besant,
Leadbeater, Steiner) und der modernen katholischen Kirchen-
philosophic (Neuthomismus) welche in den metaphysischen
Hauptfragen nicht das Denken allein entscheiden läßt, sondern zugleich
die Lehrautorität der Kirche als Trägerin göttlicher Offenbarung
anerkennt (Gutberiet, Pesch, Stölzle, SchwertschlaJ-
ger, Förster, Joseph Geyser u. a.
Der vorstehende kurze Überblick über den Hauptinhalt des Oester-
reich'schen Handbuches zeigt in groben Umrissen, in welcher Weise
der Verfasser den riesigen Stoff gegliedert und geordnet hat. Besonders
wertvoll erscheint die mit der Darstellung verbundene Schilderung
der Entwicklung der Parapsychologie im letzten
Jahrhundert und ihre Stellung innerhalb der Philosophie der Neuzeit.
Nachdem Hans Driesch in der zweiten Auflage der Ordnungs-
Jehre der Parapsychologie bereits ein ausführliches Kapitel gewidmet
hat, folgt nun Oesterreich nach, indem er diesem jungen Wissenszweig
den ihm zukommenden Platz in der Philosophie zuweist.
So vollzieht sich also die wissenschaftliche Anerkennung der Parapsychologie
allmählich, aber unaufhaltsam. Das Verdienst, an diesem
wichtigen Kulturfortschritt in erheblicher Weise beigetragen zu haben,
darf der Verfasser der Geschichte der Philosophie der Neuzeit Prof.
Oesterreich für sich in Anspruch nehmen. Sein tiefgründiges und
reichhaltiges Werk kann also jedem wissenschaftlich interessierten Pa-
rapsychologen zum Studium bestens empfohlen werden.
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