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74 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1924.)
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„Uebernatürlichen" überein und in der biblischen Geschichte der
Pfingstversammlimg der Apostel lesen wir von dem „brausenden gewaltigen
Wind", der die Manifestation der feurigen Zungen oder Flammen
über den Häuptern der Teilnehmer begleitete. Aber unsere mo-
«lernen Forscher betrachten allgemein diesen „Wind" als einen psychi-
sehen Effekt und nicht im wirklichen Sinne als physikalisch, d. h.
wir glauben nicht, es sei damit behauptet, daß das Thermometer wirklich
herabginge bei dem Gefühl der Kälte oder des kalten Luftzuges
unter den Teilnehmern; auch ist nicht, soweit wir uns im Moment
erinnern, beobachtet worden, daß dieser „psychische Wind" die Haare
auf den Köpfen der Sitzer bewegt hat oder die Blätter der Pflanzen.*)
Nun ist unwiderleglich festgestellt, daß der „psychische Wind"
nicht nur begleitet wurde von einem markierten Sinken der Tempe-
- ratur im Sitzungsraum, sondern auch tatsächlich die Blumen in der
Süllen Luft eines geschlossenen Raumes bewegte.
Man sieht, daß in jedem Fall die Temperatur am Schlüsse der
Sitzung höher ist, als bei Beginn. Dies ist normal aus zwei Gründen:
a) Zunahme der Sonnenstrahlung gegen Mittag; b) Zunahme der
Wärme in dem Räume infolge der Anwesenheit der Teilnehmer. Die
Beobachtungen wären noch schlüssiger gewesen, wenn Thermometer-
messungen auch in einem leeren Nebenraum stattgefunden hätten
und auch im Freien. Aber wir können aus dem Unterschied zwischen
den Anfangs- und End-Temperaturen die kleinere Konsequenz ziehen;
es bleibt das wirkliche Phänomen — der erstaunliche Fall der Temperatur
während der Sitzung und der noch erstaunlicheren Wieder-
Herstellung der Temperatur gegen Schluß.
Die Crucialzahlen sind die Unterschiede zwischen dem Minimum
zu irgendeiner (nicht klar bestimmten) Zeit während der Sitzung
und dem Maximum am Schlüsse. Dies sind die wirklichen Indexzahlen
und wäre es Mr. Price möglich gewesen, auch die genaue
Zeit in ieder Sitzung zu notieren, in welcher das Minimum registriert
wurde, so wäre eine weitere Angabe von großem wissenschaftlichen
Werte erhalten worden. Dieser Mangel kann vielleicht bei einer anderen
Gelegenheit behoben werden durch Zwischenbeobachtungen. Aber
die Tatsachen, wie sie stehen, enthalten interessante Möglichkeiten
und bieten uns, wie es scheint, eine gewisse Analogie zwischen den
bekannten Gesetzen der Physik und den vermutlichen Gesetzen, welche
den psjeho-physischen Prozeß beherrschen.
Wir wollen nun betrachten, was sich in der fünften Sitzung
(19. April) ereignet hat, in welcher der außerordentliche Unterschied
von 21,5 Grad Fahrenheit zwischen dem Minimum und Maxiraum
festgestellt wurde.
*) Dies ist wohl ein Irrtum Ich erinnere mich an Sitzungen, in
welchen beobachtet wurde, daß Papiersehmtzel, welche auf dem Tisch
lagen, herabgeweht wurden. Peter.
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