http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0090
86 Psychisdie Studien. LI. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1024.)
i
der ersten Bedingung hat es bei den sog. okkulten Phänomenen
seine Schwierigkeit, da sie z. T. jenseits der Erkenntnismöglich-
keiten unserer gewöhnlichen Sinneswerkzeuge liegen, sollte außerdem
noch die logische Struktur gering sein, so würde sich unsere
geringe Erkenntnis auf diesem Gebiete erklären..
Gehen wir etwas näher auf die einzelnen Phänomene ein, so
ist gewiß die Telepathie rational nicht durchschaubar, aber
erstens kennen wir sie und ihre Bedingungen noch gar nicht genau
genug, um darüber Endgültiges sagen zu können, und außerdem
gilt dasselbe auch von den andern psychischen Erscheinungen
!; was können wir über die Phänomene der Aufmerksamkeit
oder der Assoziation sagen? Wir müssen sie als psychische
Grundphänomene hinnehmen, ohne daß wir sie im Grunde rational
durchschauen. Etwas anders liegen wohl die Verhältnisse beim
Hellsehen, es ist auch ein psychisches Grundphänomen, daneben
aber hat es einige Eigentümlichkeiten, die es bedeutend er-
schweren, es auf denn Boden unserer sonstigen Anschauungen
zu verstehen, besonders tritt das bei dem zeitlichen Rücksehauen
in der Psychoskopie und der zeitlichen Vorschau hervor; diese
beiden scheinen sich nacht der Kategorie der Zeit einordnen zu
lassen, sie sind also wohl rational nicht durchscbaubar, ohne daß
das gegen ihre Realität geltend gemacht werden darf. Ich betone
das ausdrücklich, da man den Eindruck hat, daß man gerade die
zeitliche Vorschau und Rückschau deshalb nicht anerkennt und
sie als „Unsinn" brandmarkt. „Unsinn" ist es nur, solange man
dogmatisch den Standpunkt vertritt, es müsse sich alles für das
Prokrustesbett des Rationalismus zurechtstutzen lassen. Das
experimentelle Beweismaterial ist vielleicht sogar für die zeitliche
Rückschau größer als z. B. für die Telepathie. Das Gesagte
gilt natürlich nur, wenn man nicht wie Oesterreich das Hell-
sehen und im besonderen die Psychoskopie auf Telepathie
zurückführen will, was meiner Meinung nach doch noch große
Schwierigkeiten macht. Daß bei der Telepathie sowohl wie beim
Hellsehen die räumliche Entfernung kaum eine Rolle spielt,
unterscheidet sie im eigentlichen Sinne gar nicht von den andern
seeJischen Phänomenen, die ja gleichfalls keine Beziehung zum
Räume haben, aber es tritt bei den beiden, ihrer Eigenart ent*
sprechend besonders auffallend hervor.
Wie steht es nun mit den paraphysischen Phänomenen, mit der
Telekinese und der Materialisation? Vor allem ist eine Tatsachenfrage
, aber wenn die Wissenschaft auch endlich in positivem
Sinne zu diesen Erscheinungen Stellung nehmen und sie
anerkennen sollte, so liegt gar kein Grund zur Verlegenheit vor,
auch sie wird man irgendwie in das System der Wissenschaft einordnen
können. Auf maschinellem Wege senden wir drahtlos
große Energieströme über die ganze Erde, warum soll der Organismus
, der spielend so viele technische und chemische Probleme
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0090