Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 90
(PDF, 233 MB)
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90 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1924.)

Mikrokosmus gefunden hat, findet man auch beim Makrokosmus,
alles hängt zusammen, der gleiche Rhythmus durchpulst alles.

Diese hier nur in großen, etwas schematischen Zügen gezeichnete
Mj stik steht nur in engem Zusammenhang mit dem Okkultismus
, und zwar scheint mir »dieser Zusammenhang besonders
historisch bedingt zu sein durch ihre — vermeintliche — gemeinsame
Gegnerschaft gegen den Rationalismus. Wie wir oben
sahen, ist es jedoch noch durchaus fraglich, ob wirklich der
Okkultismus als Ganzes auf dem Boden des Rationalismus unbegreifbar
ist, ja für einen großen Teil darf man das schon jetzt
bezweifeln. Damit würden dann die angeblich so engen Beziehungen
des Okkultismus zur Mystik sehr zusammenschrumpfen
, die vermeintliche prinzipielle gemeinsame Gegnerschaft
gegen den Rationalismus besteht gar nicht. Insbesondere muß
betont werden, daß gerade manches, was im Okioütismus in
mystisch-religiösem Sinne gedeutet und verwertet wird, wie der
Astralleib und die Phantome Toter noch nicht als bewiesen angesehen
werden kann.

Mit diesen Ausführungen soll nicht dieser Art der Mystik das
Recht streitig gemacht, sondern es soll damit nur angedeutet
werden, daß sie gut tut, die Haltbarkeit ihrer Stützen zu untersuchen
, der Okkultismus scheint mir nicht die feste Stütze zu
sein, für die er gemeinhin gehalten wird. Die moderne Mystik
sollte also auf eigenen Füßen ohne die Krücken den Okkultismus
ins unbekannte Land vordringen und versuchen mit dem Gefühl,
dem Schauen, dem Glauben ein eigenes Reich zu erobern, das
unabhäLgig von dem Reich der Ratio ist, ohne daß es sich mit
ihm in feindlichen Gegensatz zu setzen braucht. Unsere Ausführungen
haben ja gezeigt, daß die Welt kein rationales Gebilde
ist, und daß unser Denken nicht entfernt ausreicht, letzte
Klarheit zu gewinnen, es ist also noch Raum für andere Einstellungen
der Welt gegenüber; dem Schauen sowohl als dem
Glauben kann man ihr Recht nicht streitig machen, dort, wo die
Ratio versagt, ihrerseits den Faden aufzunehmen, den die Ratio
fallen gelassen hat. Und tatsächlich haben alle Richtungen die
Lücken im Wissen mit Glauben ausgefüllt, der Monist so gut wie
der Kirchengläubige, nur daß es der Monist meist nicht weiß
und der Meinung ist, die Lappen, mit denen er die Löcher in
seinem Wissen stopft, seien gutes, echtes, rationalistisches Gewebe
, ohne zu merken, daß es kein Wissen ist, sondern ein Vermuten
, ja ein Glauben, der sich in die Schafskleider des Wissens
gesteckt hat. Ich übersehe dabei nicht, daß dieser Glaube des
naturalistischen Monismus logisch und psychologisch sich in
manchem von dem Glauben des religiös Eingestellten unterscheidet
, aber er hat gewiß mit ihm mehr gemeinsam, als mit
dem Wissen der Wissenschaft, indem er erstens eben kein
Wissen ist und außerdem unzweifelhaft vielfach affektbetont ist


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