Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 91
(PDF, 233 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Tischner: Der Okkultismus im Veittältnis zu Irrationalismus u. Mystik. 91

und den Wunsch zum Vater des Gedankens macht. Nebenbei
sei, um Mißverständnissen vorzubeugen, gesagt, daß die Religionen
nicht etwa alle im wesentlichen irrationale Gebilde sind,
im Gegenteil, man denke z. B. an die hochgradige Rationali»
sierung des Christentums in dem System des Thomas von Aqnino.

Ein jeder also, der über das Wissen um die rohen Tatsachen
hinaus zu einer Weltanschauung strebt, fügt zu seinem Wissen
einen irgendwie gestalteten Glauben. Und so könnte man einem
berühmten, ja berüchtigten Wort einen neuen Sinn geben. Das
„credo, quia absurdum est" könnte man in der Weise
umdeuten und ihm einen berechtigten Sinn zuteil werden lassen,
indem man sagt: ich glaube, weil ich mit rationalem Denken
keinen Sinn in der Welt und ihrem Geschehen finde, weil sie
trotz allem ordnendem Denken absurd bleibt.

Mit diesen Ausführungen will ich für keinen speziellen Glauben
werben, sei er nun christlich oder buddhistisch, ja ich gestehe
von mir selbst, daß ich wenig Begabung zum Glauben in
mir entdecke, es scheint mir aber einfach eine ganz rationale
Folgerung aus dem oben Gesagten zu sein und trotz aller Irrationalität
der Welt wird sowohl der Rationalist als der Irratio-
nalist die Berechtigung dieser Folgerung zugestehen; andernfalls
würde der eine seine eigenen Prinzipien aufheben, der
andere aber die Berechtigung seines Standpunktes bestreiten,
ich darf also wohl der Zustimmung beider Seiten sicher sein.

Wenn ich hier in gewissem Sinne die Sache des Glaubens
führe, so will ich damit natürlich nicht jedem unkritischen Aberglauben
das Wort reden, dieser Glauben muß vielmehr irgend*
wie im Einklang mit dem Wissen sein, indem er den Menschen
in Gefilde führt, die dem Denken nicht zugänglich sind, ohne
deshalb mit dem Wissen in Widerspruch zu stehen. Es würde
zu weit führen, hier die großen Intuitionen der Religionsstifter
und Metaphysiker darauf zu untersuchen, inwiefern sie diesen
Anforderungen entsprechen.

Wemi wir unsere Überlegungen noch einmal kurz zusammenfassen
, so sei zuerst gesagt, daß wir untersucht haben, ob der
Anspruch des Rationalismus der gesamten Wirklichkeit gerecht
werden zu können berechtigt ist; es zeigte sich, daß dieser Anspruch
auf schwachen Füßen steht, daß vielmehr vieles in der
Welt irrational ist. Indem wir uns der besonderen Frage zuwenden
, wieweit der Okkultismus irrationale Elemente enthält,
fanden wir entgegen der allgemeinen Meinung, daß er beträchtliche
rationale Bestandteile hat, so daß man ihn nicht schlechtweg
als irrational bezeichnen kann. Weiter sahen wir, daß die
Mystik in engerem und weiterem Sinne nicht die vielfach angenommenen
engen Beziehungen zum Okkultismus hat, so daß
sie zweckmäßigerweise sich auf ihr Wesen besinnt und sich
nicht mit Gebieten einläßt, die ihr in Vielem fremd gegenüber-


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