Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 93
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0097
Kaindl: „Das Naturevangdium."

93

Heißenden disharmonischen Erscheinungen (Übel) ins Auge gefaßt, dagegen
alle jene außer acht gelassen wurden, welche die Wirksamkeit
einer der trennenden, individualisierenden, entgegengesetzten, einigenden
Kraft verraten, welche möglicherweise die Bestimmung haben
kann, das individuell Getrennte oder Differenzierte
zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden.

Ein solchei Endzweck läßt sich bei der Natur um so eher voraussetzen
, als sie bei der Bildung von Einzelwesen in ganz analoger
Weise vorzugehen pflegt. Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung, was
Professor Driesch bei den Bildungsvorgängen des Embryo beobachtet
hat, und worüber er in seiner „Wirkliohkeitslehre"*) wie folgt
berichtet:

,,W o immer embryonale Teile auf andere ,formativ* wirken^ da muß
dem Heiz eine Empfänglichkeit für den Reiz ^harmonisch* zugeordnet
*ein. Oft aber handelt es sich nicht um Normative Reize*, sondern
um ,Selbsldifferenzierung*, und das wohl gar bei der Entstehung verschiedener
embryonaler Teile, welche berufen sind, zusammen ein
der physiologischen Verrichtung nach einheitliches Gebilde zu liefern.
Dann gab es also gar kein ,Wirken* des einen Teils auf den anderen,
> o n d e r n einer ganz besonderen neuen Art von .Harmonie
* war das endliche Zusammenfassen des ursprünglich
Getrennten verdankt. Ich habe diese Art von
Ibgestimmlsein Komposiiionsharmonie genannt und sie von
jener auf Rei» und Reizempfänglichkeit gehenden Kausalharmo-
iiie scharf gesondert/* —

Wie man sieht, zeigt sich ^die \ereinheitlichende, harmonisierende
kraft der Natur in der Entwicklung des Einzellebens wirksam; man
darf daher füglich erwarten, daß sie schließlich auch in der Entwicklung
des Gesamtlebens zur Geltung kommen wird; dieser Fall kann
aber erst eintreten, wenn die aus dem Tndividualisationsprozeß sich
ergebenden Widerstände überwunden sind.

Da die eigentliche Bestimmung dieser Daseinsstufe die Individualisierung
i-si, die Uemmungsursache demnach fortbesteht, so läßt sich annehmen
, daß das Endziel der natürlichen Entwicklung über dieses
Leben hinauslieft. Der Endzweck der natürlichen Entwicklung kann
sich aber auch der Endlichkeit dieser Daseinsform halber hier
nicht erfüllen. Das echte Endziel der Entwicklung kann, nach Professor
Driesch, nur unverlierbare Ganzheit sein, die letzthin
im S e e 1 e n h a f t e n zu suchen ist. In Anbetracht dieser Kennzeichen
der Phylogenese: der Verästelung des Stammbaums in
gleichwertige Zweige und der Bewahrung des Primitiven erscheint
es ihm verfehlt, den Menschen ohne weiteres zum Ziel der
Entwicklung zu machen; die Lebensgesamtheit, in einem sich
tiicht mehr entwickelnden' Zustand gedacht, sei vielmehr Ziel, aber
auch sie als bloße Formengesamtheit sei nur Ziel auf Zeit und kein
echtes Ziel, weil die Erde einst vergehen werde.

) Leipzig. Verlag von Emauuel Reinieke


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0097