http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0099
v. Schrenck-Notzing: Zur Entlarvung des Mediums Laszlo 95
Zur Entlarvung des Mediums Laszlo«
Von Dr. Freiherr v. Schrenc kr Notzing.
Das Morgenblatt der „Frankfurter Zeitung" vom 7. Januar 1924
bringt nachfolgende, im ganzen den wirklichen Tatsachen entsprechende
Notiz über die Entlarvung des Budapester Mediums Laszlo:
Budapest, 2. Januar. Seit etwa zwei Jahren gehört es hier
/um guten Ton, mit dem Jenseits zu verkehren und die Abende
mit den Geistern Verstorbener zu verbringen. Statt Jours gab es
hier nur noch spiritistische Seancen, an denen hervorragende Mitglieder
der hiesigen Gesellschaft: viele Aerzte, Universitätsprofessoren und
Vertreter der Finanzwelt teilnahmen, letztere wahrscheinlich, um eventuell
jenseitige Kurse zu erlangen. Zur gesellschaftlichen Propagierung
der okkulten Forschungen wurde vor einigen Wochen die ungarische
Metapsychische Gesellschaft gegründet, die sich in erster Reihe mit
der Pflege der „Materialisationserscheinungen" beschäftigte. Der Gesellschaft
gelang es, ein ganz besonders begabtes Medium in der Person
des 21 jährigen Elektrotechnikers Ladislaus Laszlo zu finden, der von
Aerzten untersucht und als mit ganz überirdischen Kräften und Veranlagungen
ausgestattet, erklärt wurde.
Zu diesem Rufe hat dem Mann ein ganz sonderbares Erlebnis verholten
. Vor etwa zwei Jahren hat Laszlo in einem hiesigen Hotel
seine Braut, die er dorthin lockte, durch einen Revolverschuß getötet.
Laszlo hatte, wie er behauptet, seine Braut plötzlich umarmt und ihr
r ine Kugel in den Rücken gejagt, die das Herz des Mädchens durchbohrte
und es auf der Stelle tötete, auch in seinen Körper drang
und ihn lebensgefährlich verletzte. Laszlo wurde geheilt und erklärte,
daß er die Tat unter einem unwiderstehlichen Zwange seines „zweiten
Tchs", das ihn förmlich dämonisch beherrschte, volliührt habe.
Laszlo wurde von Universitätsprofessoren untersucht, die feststellten,
daß er durch seine Beschäftigung mit dem Spiritismus wohl abnorm
nervös, doch sonst nicht geistig entartet sei. Die ^Gönner Laszlos,
darunter auch Aerzte, bestätigten, daß Laszlo mit fast übermenschlichen
Eigenschaften ausgestattet sei, die ihm die Kraft verliehen,
Geister zu zitieren und mit ihnen zu verkehren. Der Gerichtshof
ließ auch tatsächlich die Anklage auf vorsätzliche Menschentötung
fallen und Laszlo wurde in Freiheit gesetzt. Von nun an widmete
Laszlo sein irdisches und überirdisches Leben der Metapsychischen Gesellschaft
und beschäftigte sich ausschließlich mit spiritistischen Experimenten
. Man stellte ihn auch dem vor einiger Zeit hier weilenden
Münchener Forscher Dr. Freiherr v. Schrenck-Notzing vor, der
sich gleichfalls sehr anerkennend über Laszlo äußerte. Anläßlich einqs
öffentlichen Vortrages wurden Laszlo von einem großen Publikum
begeisterte Ovationen bereitet.
Nunmehr wird bekannt, daß Laszlo die Gutgläubigkeit seiner ».Entdecker
" schnöde mißbraucht und bei seinen ».Darbietungen" durch
Unterschiebung einer fremden Materie, eines mit Gänsefett prä-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0099