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104 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1924.)
Generalstabe ist, zu einer Besprechung in ein anderes Dorf. Wir
wanderten auf der Landstraße dahin und kamen an einer Ortschaft
vorüber. Plötzlich erschien am Rande der Ortschaft, ungefähr 23 m
hoch über freiem Feld (Ackerland) ein starkes Licht, von der Stärke
einer graßen elektrischen Glühlampe. Es leuchtete eine Weile und verschwand
, bald darauf leuchtete es, an gleicher Steile unbeweglich
stehenbleibend, abermals auf, vielleicht noch ein drittes Mal.
Wir waren beide äußerst überrascht, und konnten uns den Vorgang
nur als Verständigungsmittel mit dem Feinde erklären. Ein von
deutscher Seite hervorgerufenes Uchtzeichen kam nicht in Frage; die
Ortschaft war nur von Bagageformationen belegt. Aber wie wurde
das Licht, so hoch über der Erde hervorgebracht. Es hätte dazu eines
kleinen Luftballons bedurft mit einer starken Glühlampe, die durch
eine untenstehende elektrische Batterie gespeist wu-de. Sehr oft hätte
dieses Unternehmen nicht in Szene gesetzt werden können, ohne daß
der oder die Veranstalter ergriffen worden wären. Unsere Zeit allerdings
war knapp und wir konnten keine Nachforschungen anstellen.
Bald wurden wir auch in dieser Gegend abgelöst. So blieb der Vorgang,
ungeklärt.
Der Stellungskrieg verlief damals ruhig, irgendein Ereignis, das
etwa zu signalisieren gewresen wäre, stand nicht bevor.
Ich habe noch oft an das seltsame Erlebnis denken müssen, nahm
natürlich unmer das Vorliegen eines feindlichen Lichtzeichens an, und
suchte mir nur immer wieder zu erklären, wie „diese gerissenen Franzosen
" das hochschwebende Licht zustande gebracht haben könnten.
Trotzdem ich mich schon immer für okkulte Dinge interessiere und
viel darüber gelesen habe, kam mir doch nie der Gedanke an einen
okkulten Ursprung der Lichterscheinung, da ich noch nie von einem
ähnlichen Fall gehört oder gelesen hatte.
Mit um so größerem Interesse las ich die Ausführungen des Herrn
Prof. Dr. A. Ludwig bzw. des Herrn Geistl. Rats Leeb über das „Liachtl".
Vielleicht handelt es sich auch bei unserer Lichrerscheinung in
Frankreich um einen okkulten Vorgang, der allerdings nicht so eingehend
erforscht werden konnte, wie das wünschenswert wäre.
Wir sollten aber m. E. auch Vorgänge registrieren, die nicht bis
in alle Einzelheiten protokollarisch festgelegt sind. Wenn nicht für
die heutige, so doch für eine kommende Generation, die — hoffentlich
— nicht wie wir gezwungen ist, immer wieder das A-B-C zu wiederholen
, sondern sich an der Fülle der vorliegenden verbürgten Beobachtungen
erfreuen kann, deren Tatsächlichkeit für sie nicht immer
wieder von neuem bewiesen zu werden braucht.
Hans Heithecker, Architekt, Rittmeister der Res. a. D„
Berlin W 35, Potsdamer Str. 97.
Anmerkung: Da der Aufsatz „Liaehtl" sowohl von Redaktion
wie Leserschaft mit einiger Skepsis aufgenommen wurde, so bringen
wir gern obige Zuschrift als wichtig erscheinende Ergänzung zu der
damaligen Schilderung. Vielleicht sind die beiden Veröffentlichungen
doch geeignet, zu weiteren Beobachtungen anzuregen.
Zu dem unseren Lesern noch erinnerlichen Autorenstreit Schröder-
Schwab sind wir in der angenehmen Lage, mitzuteilen, daß zwischen
Herrn Prof. Schröder und dem Verleger des Schwab'schen Buches ein
Vergleich zustande gekommen ist, demzufolge folgender Passus dem
Buche eingefügt worden ist:
„Dem Vorworte ist nachzutragen, daß Herr Prof. Dr. Christoph Schröder
(Berlin-Lichterfelde-Ost), der an 17 Sitzungen vom 18. September 1921 bis
17. Mai 1922 in bezug auf den wissenschaftlichen Ausbau maßgeblich beteiligt
war, über diese unabhängig berichten wird.
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