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110 Psychische Studien. LI. Jahrgang. Z Heft. (Februar 1924.)
GraMnski, Biuno. Wunder, Stigmatisation und Besessenheit
in der Gegenwart. Verlag Franz Borgrneyer, Hildesheim
. Mit 55 Original-PhotographieB.
Verfasser will vom Standpunkt des Historikers und auch von demjenigen
der christlichen Weltanschauung an die Fragen des B;ichtLels.
herangehen, und benutzt hauptsächlich katholische Autoren, bringt aber
auch sonst viel neues Material. Das Buch ist als Quellenstudium für
jeden, der sich mit den Fragen beschäftigt, von großem Interesse,
ganz gleich, wie man sich im einzelnen zu den Berichten, namentlich
über Wunder der neuesten Zeil, stellt. Verfasser behauptet, daß es
sich bei seinen Berichten, von den eucharistischen B*utwundem von
Neapel und Andria, den blutenden Hostien von Mirebeau und Aachen
und anderen, um rein übernatürliche Vorgänge, um Wunder, handelt.
Das Buch gestattet einen Einblick in die christliche Mystik, und ist von
seinem Standpunkt aus beachtenswert in seinen Ausführungen über
bekannte Stigmatisierte, (Katharina Emmerich u. a.), sowie über Besessenheit
. In dem Kapitel: Die Wunder von Lourdes, setzt er sich
auch mit Dr. Aigner auseinander. S ü n n e r.
Bender, Hr. jur., Julius Der Untergang der Welt. Ein Spiegelbild
der letzten Zeiten nebst Gründen für den Eintritt des Endes
der Zeiten im 20. Jahrhundert. Verlag Franz Borgmeyer, Hillesheim
.
Verfasser, ein Berliner Jurist, hat vielerlei gelesen, und erklärt
zu Anfang, daß die von ihm angeführten Gründe fast ausschließ.ich
aus religiösem bzw. religionsgeschichtlichem Gebiete genommen sind.
Ich vermag mich dem vorgetragenen Pessimismus, daß das Ende der
Zeiten gekommen sei, nicht anzuschließen, auch wenn Verfasser den
schlagendsten und absolut maßgebendsten Beweis in der Offenbarung
des heiligen Johannes sieht. Ebensowenig dürfte die Weissagung des
Malachias oder diejenige der Prager Nonne Ludmilla in Erfüllung gehen,
daß mit dem letzie.i Papst um 1990 das Ende der Zeiten gekommen
sei! In dem Kapitel über Okkultismus verwechselt er diesen öfters
mit dem „Spiritismus", was nicht gerade für Sachkenntnis spricht,
und fällt über Schrenck-Notzing, Tischner und andere Forscher Urteile,
die zeigen, daß er dem Gebiet doch eigentlich sehr fern steht Wenn
man auf Seite 233 liest, „die Behauptung, die Menschheit habe ein
Alter von 500 000 Jahren, sei im höchsten Grade kindjeh, denn absolut
keine einwandfrei erwiesene naturwissenschaftliche Talsache sei
geeignet, den Beweis zu erbringen, daß die Menschheit älter sei als
etwa 6000 Jahre , und daß die Angaben der Bibel über das Alter
der Menschheit der Wahrheit entsprechen", oder Seite 248: ,.daß die
Lehre der Offenbarung über Ursprung und Alter des Menschengeschlechtes
bisher noch durch keine anthropologische oder paiäonto-
logisehe Entdeckung als falsch erwiesen ist" — dann schenkt man
sich lieber die weitere Lektüre über Urrasse, kommende Sintflut und
ähnliche beängstigende Weltuntergangsphantasieji« Sünner.
Lehmann, Hagal Paul Friedrich, Hochewigkeit. Internationaler
Verlag Carl Otto, Berlin-Steglitz.
Eine Unzahl von „Gedichten" in 3 Büchern: 1. Die Geburt der
Ewigkeit. 2. Der Heiland der Schönheit. 3. Der Zweimensch. Ich
muß gestehen, daß ich schon von manchem „Modernen" allerhand gewohnt
bin, aber so etwas ist doch noch nicht dagewesen. In einer
Vorankündigung heißt es: ,,Die deutsche Sprache entfaltet zum ersten
Male bewußt ihre volle philosophische Möglichkeit als Synthese voni
Bild, Musik, Gedanke und System, a!s weltphilosophische Sprache wie
Sanskrit, eine zeitlose Kunst." ... Wie das geschieht, dafür fü gendes
Beispiel aus dem Vorwort: ,„Als Schreiber des hochewigen Ichs, das
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