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Grunewald: Entlarvte Medien
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Dies allein ist schon ein wichtiger Schritt vorwärts zu einer späteren
endgültigen Klärung der heute noch leidenschaftlich umstrittenen
Fragen. Wenn man nun kürzlich in Paris auf Betreiben von Paul
Heuze das Medium Guzik einer scharfen Prüfung durch namhafte
Vertreter der Universität unterzogen hat, so ist das auf jeden Fall
zu begrüßen. Daß man dabei zu einem negativen Resultat gekommen
ist, ist erst in zweiter Linie von Bedeutung und nur zu bedauern
mit Rücksicht auf diejenigen, welche sich bisher für die sogenannte
Echtheit dieses Mediums eingesetzt haben. Unter diesen steht ganz
gewiß an erster Stelle Dr. Gustave Geley, der Direktor des Institut
Metapsychique International in Paris. Er hat Guzik sowohl des öfteren
in Warschau als auch in seinem Pariser Laboratorium untersucht
und in letzterem zu Beginn des verflossenen Jahres unter äußerst
scharfen Kontrollbedingungen. Dr. Geley verbürgt sich auf Grund
seiner ausgedehnten Untersuchungen Guziks für die unbedingte Echtheit
desselben, d. h. er hat sich davon überzeugt, daß die von Guzik
schon seit Jahren produzierten Phänomere in seinem Laboratorium
unter Bedingungen zustandegekommen sind, welche Betrug als vollkommen
ausgeschlossen erbcheinen lassen. Und so steht er auf dem
Standpunkt, daß Guziks Phänomene spezifisch mediumistische sind,
deren Zustandekommen bedingt ist durch eine gewisse Labilität der
psychophysiologischen Konstitution Guziks, die eben das Wesen seiner
Medialitäl ausmacht. In den Sitzungen, die Dr. Geley in seinem
Laboratorium abgehalten hat, wurden Guziks Hände stets durch je
einen der ihm zunächst sitzenden Kontrolleure gehalten und meist
waren außerdem die Handgelenke des Mediums mit denen der Nachbarn
durch ein plombiertes Band verbunden, dazu war stets gesorgt
für fortgesetzten Kontakt der Beine der Nachbarn mit seinen Beinen.
Die Sitzungen fanden gewöhnlich bei stark herabgesetzter Beleuchtung
statt, nicht in absoluter Finsternis. Unter diesen Bedingungen hat
nun Dr. Geley nicht nur Bewegungs- und Berührungsphänomene beobachtet
, sondern sogar sichtbare, selbstleuchtende Materialisationen
von Gesichtern und ganzen Gestalten, die auch sprechen konnten.
Diesen Feststellungen Dr. Geleys stehen nun gegenüber die Ergebnisse
der Untersuchungen des durch Heuzes Initiative zusammengetretenen
Komitees der Sorbonne, an denen Dr. Geley selbst nicht
teilgenommen hat. Bei diesen Untersuchungen wurden von dem
Augenblick an keine Phänomene mehr beobachtet, in dem man begann
, die Beine des Mediums einer automatischen Kontrolle zu unterziehen
, nachdem man schon in einer früheren Reihe von Sitzungen
durch Benutzung von selbstleuchtenden Stoffen eine befriedigende
Kontrolle der Hände des Mediums eingeführt hatte. Nachdem man
also über eine sichere Kontrolle sowohl der Hände als auch der Beine
des Mediums verfügte, trat keins der früher beobachteten Phänomene
mehr auf. Auf Grund dieses negativen Ergebnisses hat man den
Schluß gezogen, daß Guzik vorher seine Phänomene in betrügerischer
Absicht auf dieselbe Weise erzeugt habe, in der es in besonderen, ohne
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