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Schwab: System okkulter Schütting u. deren theoretische Gruindiag«en. 123
Medien gearbeitet hat; die bei Medien sich manifestierenden „Intelligenzen
" *) sind in der Regel sehr autokratischer Natur und gehen
in ihrer Anmaßung gerade eben so weit, als es sich die Teilnehmer
gefallen lassen; und wenn man sie für Götter hielte, würden sie dies
ruhig zulassen. Ein Beispiel dafür sind die „Vatermedien" der Neu-
theosophen, wo „Gott" selbst sich der Sprachorgane des Mediums
bedienen soll.
Die Ausbildung von Personen, die die bewußte Handhabung okkulter
Kräfte lernen sollen, wurde in früheren Jahrhunderten in Geheim-
schulen, religiösen Ordensgemeinschaften, mystischen Genossenschaften
und Bruderbünden betrieben. In Indien waren es die Yogaschulen, die
Gelegenheit zu solcher Ausbildung boten, in Aegypten und Persien
bildete neben verschiedenen profanen Wissenszweigen, wie Astronomie
und Medizin, die Kenntnis und Beherrschung okkulter Dinge den
Inhalt der Priesterweisheit, und der Novize erhielt in besonderen Schulen
die erforderliche Ausbildung. Auch im Abendlande gingen aus
Klöstern und Orden manchmal sehr hochentwickelte seelisch durchtrainierte
, magisch befähigte Persönlichkeiten hervor.
Man ging bei allen magischen Systemen übereinstimmend von der
Annahme aus, daß der Mensch einen Doppelleib besitze (Astralleib,
Aetherleib), in welchem die Anlage zu „höheren" Sinneswerkzeugen
vorhanden sei. „Chakrams" nannte man diese Organe in Indien,
wirbelartige Bildungen, die sich mit der Gregend des Kopfes (an der
Stirne), des Halses, des Herzens, der Magengrube und des Unterleibes
decken. Gelänge es, diese „Räder" oder „Lotosblumen" aus
ihrer ruhenden Lage in Bewegung zu versetzen, dann träten okkulte
Fähigkeiten, wie Hellsehen, intuitive Naturerkenntnis, Psychometrie,
Beherrschung des Körpers, Jugendfrische, gesteigerte Regenerationsfähigkeit
, physikalische okkulte Künste, Magie und ähnliche Phänomene
auf. Für diese Organe hatte man im Abendlande eine ähnliche Symbo -
lik eingeführt wie im Morgenlande. Die oberen Wirbel sollen mehr
den Erkenntniskräften dienen, die mittleren und unteren mehr den
Gefühls- und Willenskräften. Beim Medium, so wird behauptet, seien
diese Chakrams wohl auch in Bewegung gesetzt, jedoch in einer fehl-
läufigen, unregulierten Art.
Eine wirkliche Geheimschulung erfordert Jahre, ia Jahrzehnte. Der
Schüler durchläuft dabei ganz bestimmte Stadien. Die Vorbereitung
besteht im Erlernen gedanklicher Konzentrationsfähigkeit, sowie der
Beherrschung der Gemütsaffekte. Dies ist nicht so leicht als es scheint,
und die Erlernung kann bei manchen Menschen jahrelange Uebung
erfordern. Man könnte denken, es handle sich hierbei um Eigen-
schaffen, die der sogenannte gebildete Mensch schon von vorherein
besitze. Dies ist ein Irrtum. Das Denken des kultivierten Abendländers
ist reichlich assoziativ. Gerade das Gegenteil wird vom Ge-
*) Es soll damit nicht geleugnet werdenr daß es auch echte „Intelligenzen
" geben kann, wie sie der wissenschaftliehe Spiritismus aus dem
Chaos der Erscheinungen herauszuschälen versucht (siehe bei Dr. QuadeV
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