Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 124
(PDF, 233 MB)
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124 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1924.)

heimschüler verlangt. Die Assoziationen müssen von einem höheren
Zentrum aus subordiniert werden können. Wenn der „Gebildete"
sich in Gedanken von seinem Körper rasch an einen fernen Ort versetzt
, wird er immerhin den Nebengedanken nicht überwinden können,
daß seiu Ich doch eigentlich bei seinem Körper weilt. Beim Geheimschüler
muß die Gedankenkonzentration so weit getrieben werden
können, daß sein Ich losgelöst und unbehelligt von allen hindernden
Assoziationen und Organgefühlen ganz am Ort des Gedankens weilt*).
Bei der okkulten Meisterung der Gemütsaffekte handelt es sich nicht
darum, die Triebe zu unterdrücken, ein sogenannter „gesitteter" oder
anständiger Mensch zu bleiben, sondern sie überhaupt nicht mehr
zu erleben; sie können latent vorhanden sein, aber das erlebende Bewußtsein
taucht immer weniger tief oder gar nicht mehr in sie ein
(Niveauänderung des Bewußtseins). Weder das Stadium des „Gebildeten
" oder des „sittlich-religiösen Menschen" ist daher ohne weiteres
auch nur als Vorstufe der Geheimschulung zu betrachten.

Nach dieser Vorbereitung, die manchem schon als eine Art Einweihung
imponieren mag, folgt ein gefahrvolleres Stadium (oder geht
mit dem ersten Hand in Hand): die Reinigung des Unterbewußtseins.
Es handelt sich darum, zunächst das Unbewußte und Unterbewußte an
die Oberfläche zu ziehen, zugleich aber auch mit der Leuchte des
Tagesbewußtseins hinabzusteigen in die Unterwelt der eigenen Psyche.
Diese Well wird dem Schüler allmählich gegenständlich**) Das „Ich",
das bisher nur bewußt existieren konnte, bei gleichzeitiger Abbiendung
der überwiegenden Majorität von Teilen der eigenen Psyche (eben des
„Unterbewußten") soll nun weiter bestehen, auch wenn diese letzteren
tagwach beleuchtet werden. Für den Unvorbereiteten erlebt sich dieser
Prozeß einigermaßen katastrophal, für den genügend Vorbereiteten
liegt jedoch nichts Gefährliches in dieser „Höllenwanderung" ***)
Unsere fachmännischen Psychologen und Psychiater werfen fast durchweg
diese Dinge immer noch mit krankhaften Halluzinationen und
mit den Erscheinungen der Dementia praecox zusammen, lehnen deshalb
auch ab, selbst eine solche Geheimschulung durch Tiefenanalyse
durchzumachen.

Als die beste Sicherheit gegen die Gefahren der okkulten Schulung
galt in früheren Zeiten eine religiös-meditathe Einstellung. Damit
waren die für den Anfang so nötigen starken Schutzkomplexe geschaffen
, und der Novize konnte den Ansturm der höllischer „Rachegeister
" ohne Gefahr für seine geistige Gesundheit an sich vorüber-

*) Dies führt in einem späteren Stadium (siehe unten) dazu, daß sein
ganzes Ich dort ist und rückerkennend einfach den Körper zu Hause
liegen sieht.

**) In dem Roman „Etidorpha" (Aphrodite umgekehrt) ist dieser "Weg
und diese Welt symbolisch sehr verständlich geschildert (siehe auch Schwabs
Arbeiten über „Halluzination und Hellsehen" und über „Sympathikus" in
den „Psych. Studien" 1922.

***) Vergl. die Höllenfahrt Christi, die Apokalypse, Herakles, Orpheus
Odysseus,Wedan3 Aostieg zum Brunnen Urd, Fausts Reise zu den Müttern usw,


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