Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: XXVI
(PDF, 233 MB)
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— XXVI

eine solche Erhöhung dachte. Stand nach seiner Meinimg
auch der Einzelseele eine so glänzende Zukunft bevor?
Entnii kelt sich nur die Menschengattung zu einer höher-
gearteten, so wie die Menschheit aus dem Tierreich aufstieg
, oder gibt es auch für den Einzelmenschen eine
Höherbildung seiner jetzigen Seinsform?

Herder hat sich mit dieser Frage besonders in zwei
Schriften beschäftigt, die das Problem der S eclen wände
r u n g zum Gegenstand haben.1) Seine Stellung zu dieser
Hypothese Jäßt sich weder als Zustimmung noch auch als
unbedingte Ablehnung charakterisieren. Abgelehnt hat er
den Gedanken einer wiederholten Wiederkehr der Seele
in die Er den weit. Dazu stand ihm der Schauplatz dieses
armseligen Menschenlebens nicht hoch genug im Werte;
eine Herberge für Wanderer war ihm die Erde, ein Irrstern,
auf dem Zugvögel ankommen und Zugvögel wegeilen.2)

,,Was sollte meinen Geist an das träge Staubkorn (Erde)
fesseln, sobald mein Leib, diese Hülle, herabsinkt? Welches
Naturgesetz sollte die Seelen in dieser engen Rennbahn
sich umherzudrehen zwingen? Sogar über die Schranken
der Zeit ist unser Geist weg: er verachtet Raum und die
träge Erdenbewegung; entkörpert ist er sogleich an seiner
Art, in seinem Kreise, ja dem neuen Staat, dazu er gehört."

Die Erinnerungen, die wir an ein früheres Leben zu
haben glauben, wenn uns bisher nie gesehene Personen
odei Oertlichkeiten so seltsam bekannt vorkommen, besagen
gar nichts zugunsten einer Seelenwanderung. Sie erklären
sich vollauf als Erinnerungen an früheste Kindheitseindrücke,
die unser Geist unbewußt aufgenommen hat. Insbesondere
haben sich die Beschäftigungen in Spiel und Traum
der jugendlichen Seele unvergänglich eingeprägt. Diese
Bilder und Gedanken werden ihr einst wiederkommen zu
einer Zeit, wenn sie es nicht vermutet und nicht mehr weiß,
woher sie sind. Für die sonderbarsten Erlebnisse von
Sympathie auf den ersten Blick könnte man wohl ein
früheres Zusammensein im Reich der Geister annehmen,
wie es Plato dichtete. Freilich ,jn*den Jahren, wo ich
jetzt bin*', fährt Herder fort, ,,begnüge ich mich, die Trpiime
der Vorexistenz aufzugeben und meine Seele in ihren jetzigen
Banden, in ihrer armen Wirklichkeit zu studieren.Die
hohe Bedeutt ng der ersten Lebenseindrüc ke veranlaßt Her-

!) 1. Drei Gespräche über die Seelenwanderung. Zerstreute Blätter,
1. Sammlung 1785. 2. Palingenesie. Zerstreute Blätter. 6. Samml. 1797.
Letztere Schrift enthält eine kritische Auseinandersetzung: mit dem Schlußparagraphen
der „Erziehung des Menschengeschlechts44 von Lfssing, in
denen sich der Autor zur Seelen Wanderung bekannt hatte.

*) So schon Ideen Y, 6.


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