Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 130
(PDF, 233 MB)
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130 Psychische Studien, LI. Jahrgang. 3. Heft. (März 1924.)

Elektrotechniker. Nach einer infolge trister Familienverhältnisse freudlos
und kummervoll verbrachten Kindheit führte er ein ziemlich unstetes
Lebeu. Er diente freiwillig in der polnischen Legion und leistete
während des Weltkrieges Frontdienst. Hierbei erlitt er eine Gasvergif
ti mg, einen Nervenschock und mehrere Verwundungen. Nach dem
Kriege geriet er in schlechte Gesellschaft. Einmal wurde er wegen
eines Einbruchsdiebstahls verfolgt, den er unter dem suggestiven
Zwang einer anderen Person begangen haben sollte. Infolge seiner
leicht erregbaren Nerven ließ er sich zweimal zu Selbstmordversuchen
(einmal in Gesellschaft eines Mädchens) verleiten und kam wegen
mehrerer leichter Delikte auch mit der Strafbehörde in Konflikt.
Hierbei wurde sein Geisteszustand amtsärztlich untersucht. Seiner Angabe
nach verübte er alle abenteuerlichen Handlungen bei getrübtem
Bewußtsein, wissenschaftlich Dämmerungszustand genannt, und uns
*ds solcher aus den einschlägigen Werken längst bekannt.

Die Nachforschungen nach dem Vorleben unseres Mediums ergaben,
daß er die Schule der Schwachsinnigen besucht hatte und außer seiner
ungarischen Muttersprache kein zweites Idiom, nicht einmal das
Deutsche, beherrscht. Das Buch Schrenck-Notzings oder ein sonstiges
Fachwerk über Metaphysik konnte er also nicht gelesen und somit
auch nicht ab Grundlage seiner, sagen wir, Experimente benützt
haben. Taschenspielerkunststücke sind dabei dank unserer schon erwähnten
Vorsichtsmaßregeln völlig ausgeschlossen."

WTas die beiden von Tordai erwähnten Selbstmordversuche betrifft,
*o war Laszlo das zweitemal kaum zu retten, da die Kugel in der
Gegend des Herzens saß. Angeblich im Zustande schizophrener Bewußtseinsspaltung
, irrte er dämmernd oft stundenlang in der Stadt herum
, schrieb Briefe für sich und andere und zeigte nachträglich völlige
Amnesie. Dieser Zustand sog. Besessenheit soll nach Laszlo von einer
fremden, bösartig sich äußernden Persönlichkeit1) veranlaßt worden
sein. Daß Laszlo von rückwärts bei einer Umarmung seine Braut erschossen
hatte und sich bei dieser Gelegenheit selbst zu töten versuchte
, war mir am 5. Juni 1923, dem Datum des ersten Briefes von
Vordai, noch nicht bekannt.

Die gerichtsärztliche Untersuchung Laszlos führte zu dem Ergebnis,
iaß er für seine Tat damals nicht verantwortlich gemacht wurde, sondern
auf freiem Fuße verbleiben konnte. Neuesdings ist das Verfahren
5egen ihn wieder aufgenommen. Laszlo wird als total unmoralischer
Vlensch2) geschildert, der immer in Geldnot ist und sich stets dem
euwenden wird, der besser bezahlt. Tordai hat sich aber in seinem
Charakter völlig getäuscht. Er ist der Typus eines pathologischen
Betrügers, der sich mit allen Mitteln bereichern will.

') Anspielung auf ein^n Maler von okkultistischen Bildern, der in
Feinem Leben eine große Rolle spielte.

2) Von den Gerichtsärzten wird er bezeichnet als „degeneriertes Individuum
mit reduzierten ethischen Fähigkeiten, mit großer Neigung zu
Heuehelei und Schauspielerei".


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