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v. Sehrenck-Notzmg: Der Betrug des Mediums Ladislaus Laszlo. 135
einem unsichtbaren Faden", zu den Füßen des Mediums kroch, seinen
Körper hinauf bis zum Mund, wo es verschwand. Bei der Beschreibung
dieses Vorganges glaubt man, es sei kein Irrtum möglich. Und doch
stehen die Herren heute auf dem Standpunkt, daß auch diese Erscheinung
betrügerisch mit Hilfe eines Fadens, der an dem Plasma
befestigt war, hervorgerufen worden sei.
Trotzdem bleibt vieles unaufgeklärt. Womit wurde der Faden
hervorgezogen, mit der Zunge oder der Hand? Wie kam die Masse
zum Verschwinden? Wurde sie hinuntergeschluckt?
Wenn man die von Laszlo exponierten, mitunter ziemlich kompakten
und voluminösen Stoffe auf den Bildern prüft, so kann man
schwer dem Gedanken Raum geben, daß diese Gewebemassen sämtlich
in den Mund zurückgezogen und heruntergeschluckt worden sind,
besonders nicht in trockenem Zustand. Bei aller Würdigung der Rumi-
nationshypothese, ist schließlich doch der menschliche Magen kein
Tausendkünstler und keine Utensilientasche für Prestidigitateure.
Mit den gewichtigen Lücken der Berichterstattung steht das anerkennenswerte
Streben nach genauen Kontrollbedingungen in einem
gewissen Widerspruch. Nach Maßgabe der Darstellung bleibt eine
ganze Reihe von Einzelerscheinungen auch bei Betrugsannahme unerklärt
, besonders wenn man das tragische Ende dieser Untersuchungen
nicht berücksichtigt, so daß der ^unbefangene Leser immer wieder auf
die Vermutung kommen muß, ob nicht, wie leider so häufig, neben
notorisch schwindelhaft erzeugte^ Kunststücken auch echte Phänomene
bei 1 aszlo vorkamen, was allerdings von der Versuchsleitung negiert
wiid, trotz des ungünstigen Zeugnisses, das sie damit der eigenen Beobachtungsfähigkeit
ausstellt. Es kommt hinzu, daß die Beobachter,
wie die Photographien zeigen, oftmals die zum Vorschein gebrachte
Substanz in der Hand hielten und doch keinen Verdacht schöpften.
So heißt es einmal: „Einige Sekunden später kroch das Plasma (weiß,
schaumartig, kalt), das auf unseren Händen lag, wieder zum Mund
des Mediums zurück." Auch hier müßte ein Verbindungsfaden vorhanden
gewesen sein.
In einem anderen Fall wird das Plasma als grauweiß geschildert
von schwerer, massiger Struktur. „Wir hatten auch Gelegenheit, das
Plasma bei vollem weißen Gaslicht zu beobachten. Einige Male wurden
auch flache, rohe und skizzenhafte Handformen von weißer Substanz
, dem Ansehen nach wie aus Papier und Watte, photographiert.
Ein wirklich gut differenziertes Fingerglied, wie es bei Eva G. mehrfach
aufgenommen werden konnte, oder gar völlig materialisierte
Hände, kommen niemals zum Vorschein. Dieses Fehlen von autonomen
Gliedern, die in der Nähe des Medium» selbständige Handlungen
vornehmen, sich mitunter palpieren lassen, sichtbar werden
wie sie fast bei allen Medien, so Eva C., Stanislawa P., Eusapia Pal-
ladino, Willy Sch., Frau Silbert usw., vielfach konstatiert werden
konnten, fällt bei Laszlo auf und zeigt, daß er trotz seiner Gewandt-
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