http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0153
v. Schrenck-Notzing: Der Betrug des Mediums Ladislaus Laszlo. 141
borgen gehalten werden. Ein Versuch von mir, Finger dieser weißen
Handform zu bewegen, mißlingt.
7 Uhr 25. Blitzlichtaufnähme.
7 Uhr 3o. Vorhang meist geschlossen. Keine Handkontrolle.
Beim Oeffnen erscheint dieselbe weiße Form umgekehrt nach oben
offen mit nach außen gespreitzten Fingern wie eine Muschel vom
Munde des Mediums, d. h. mit den Zähnen gehalten. Keinerlei Eigenbewegung
. Das Ganze erweckt bei Berührung die Empfindung, wie
wenn es aus starkem weißen Karton gefertigt sei. Ich lege nun ein
kleines Etui aus meiner Tasche (mit einem Messer) in diese Hohlhand
, deren Finger steif, etwas gespreizt und nach oben gerichtet sind.
Das Gebilde bleibt ruhig liegen und macht einen toten Eindruck.
Nur die Rücksicht auf die gebotene Gastfreundschaft und der Wunsch,
keinen Skandal zu provozieren, unterdrückte mein Verlangen, dem
Medium diesen offenbar kunstgewerblichen Gegenstand zu entreißen.
7 Uhr 4o. Blitz J ichtauf nähme. Vorhang geschlossen. Das Objekt
ist verschwunden (versteckt?).
7 Uhr 45. Aus dem Munde hängt nun ein zirka 25 cm langer
ca. i—2 cm breiter Streifen herunter, der in verschiedenen Stellungen
gehalten und exponiert wird. Auch dieses Phänomen verschwindet
.
8 (J h r. Versuch, auf einem Tisch eine Streichholzdose zu bewegen
, mißlingt.
8 Uhr 5. Schluß der Sitzung.
Bei der Nachkontrolle wurde wiederum nichts gefunden1). Die
beiden Aufnahmen entsprachen genau den Protokollnotizen in bezug
auf die Umklammerung des Handgelenks auf dem ersten (Abb. 3) und
die nach ober* offene, muschelartige (mit den Zähnen gehaltene)
Händlerin, in welcher mein Etui liegt, auf dem zweiten Bilde.
Während die Eindrücke vom 8. Oktober immerhin nicht zu einem
definitiven Urteil berechtigten — besonders da auch die Plattenabzüge
noch nicht vorlagen, und die optische Wahrnehmung bei Rotlicht
für Fälle dieser Art nicht genau genug ist, so konnte man das Ergebnis
vom 9. Oktober unter allen Umständen als noch viel verdächtiger
ansehen, weil alles bei diesem Vorgange sonstigen Erfahrungen
bei Materialisationsmedien widersprach. Ich habe auch
meine Bedenken einem Hochschullehrer der Medkin, der mich auf
dem Heimwege begleitete, unumwunden ausgesprochen.
Sitzung am 12. Oktober 1923. 21 Teilnehmer2), darunter
vier Damen.
Versuchsbedingungen, Sitz der Kontrollpersonen wie am 9. Oktober
.
1) Eine solche läßt sich bei der großen Anzahl von Personen in einem
verhältnismäßig kleinen Zimmer überhaupt nicht mit der erforderlichen
Sorgfalt ausführen.
2) Schon bei d°r ersten Sitezung hatte ich den Versuehsleiter auf
merksam gemacht auf die Nachteile, welche durch die Teilnahme so zahlreicher
Personen für eine genaue Beobachtung entstehen mübsen.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0153