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150 Psychische Studie». LI. Jahrgang. 3. Heft. (März 1924.)
geworden. Die Tagespresse hat sich begreiflicherweise diese gün-
stige Gelegenheit nicht ergehen lassen, um ihren Lesern sensationelle
Nachrichten und Lügen aufzutischen. Sie benützte das Zeugnis eines
geistig defekten, durch und durch verlogenen Schwindlers, um mein
Ansehen als Gelehrter zu verunglimpfen. Ja, man hat sich nicht ein-
mal bemüht, die Namen richtig zu lesen, verwechselte „Schenk" und
„Schrenck" und schob mir die ganze Tätigkeit dieses „Professors der
Telepathie" in die Schuhe. Offenbar lag dem btzteren daran, in der
Oeffentlichkeit den Ruhm des Entlarvers zu ernten.
So erschienen seine Mitteilungen zuerst. Bei der ungenügenden
Information durch die ersten Zeitungsberichte konnte man noch annehmen
, daß es sich bei Laszlo um ein Medium handle, das neben
vorgetäuschten auch echte Phänomene zu produzieren imstande sei.
In diesem Sinne waren dann auch meine ersten Erwiderungen, abgefaßt.
Ein wirklicher Beweis für den Betrug lag mir damals noch nicht
vor. Denn die von mir festgestellten Verdachtsmomente, denen die zu
jener Zeit noch für zuverlässig gehaltenen Sitzungsberichte der Budapester
Gelehrten gegenüberstanden, berechtigten mich nicht, Laszlo
öffentlich als Betrüger hinzustellen. Zudem waren die Mitteilungen
in der Tagespresse fast ausschließlich auf Befriedigung des Sensationsbedürfnisses
zugeschnitten, außerdem unzuverlässig und meistens direkt
falsch, so auch besonders folgende aufsehenerregende Notiz: „Das
Walteteieplasma in der Rocktasche des Professors v. Schrenck-Notzing".
Nach dieser Darstellung soll Laszlo mir ein aus Gänsefett, Gaze und
Watte fabriziertes „teleplastisches Produkt" vor der Sitzung in die
lasche gesteckt und mich so zum unbewußten Mithelfer des Betruges
gemacht haben. Das ist, wie das Protokoll am 9. Oktober gezeigt hat,
falsch. Richtig dagegen ist es, daß Laszlo in seinem Geständnis ganz
allgemein bemerkte, er habe mitunter die Präparate in die Rocktasche
eines Teilnehmers an der Sitzung befördert.
Nach Eintreffen der authentischen Aufklärungen über die Betrügereien
Laszlos erfolgte sofort Revision und Berichtigung meines ersten
für das Medium zu günstigen Urteils in mehreren Blättern (im Neuen
Wiener Tageblatt, in der B. Z. usw.). Meine Wahrnehmungen in den
Oktobersilzungen waren also durch die von mir selbst angeregte Entlarvung
als richtig bestätigt worden. Der Widerspruch der beiden Urteile
, hervorgerufen einmal durch die falsche*n Zeitungsberichte tmd
ferner durch die bedauerliche Nachrichtenverzögerung aus Budapest, ist
begreiflicherweise zu heftigen Angriffen gegen den Verfasser ausgenützt
worden.
Betrugstechnik und Schwindelmotive.
Die oben geschilderten Entlarvungen boten die Veranlassung zu
einer eingehenden Untersuchung dieser Betrugsaffäre, und es ist dank
den Bemühungen der Beteiligten gelungen, ein ziemlich klares Bild
von Laszlos Machinationen zu gewinnen. Die nachfolgende Schilde-
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