Freiburger historische Bestände - digital

v. Schrenck-Notzing: Der Betrug des Mediums Ladislaus Laszlo. 153

P.pic, ta„„d,' v_he„, M i I«. HH. de, Vor-

hangs und bei Veränderung der Beleuchtung Stücke ab, setzte sich
darauf und exponierte den Rest der Substanz, die er gelegentlich auch
herunterschluckte, wodurch Magenbeschwerden entstanden.

Das Kriechen der Substanz am Boden will er mit Fäden bewirkt
haben und mit dünnen Drähten. Wirkliche Rumination zum Zwecke
der Hervorbringung der Stoffe ist in keinem Fall nachgewiesen und
wahrscheinlich überhaupt nicht vorgekommen. Sicherlich hätte Laszlo
besonders bei seiner Kenntnis meiner „Materialisations-Phänomene",
in denen dieselbe ganz ausführlich behandelt worden ist, von diesem
Hilfsmittel Gebrauch gemacht, wenn dasselbe irgendwie möglich gewesen
wäre. Es ist sicherlich interessant, feststellen zu können, daß
die Rumination für praktische betrügerische Zwecke versagt.

Einen gänzlich vertrockneten Gummihandschuh, den er für die
Hervorbringung handartiger Formen benützte, fand man nachträglich'
bei Durchsuchung der Tordaischen Wohnung in einem gepolsterten
Sessel, der früher im Kabinett stand1), zwischen Lehne und Sitz versteckt
, und zwar unter dem Stoffbezug. Für die Benützung war dieser
mit von Sassy entlehnter Pastellfarbe weiß gefärbt worden.

WTie aus dem Bericht über die Sitzung am 2t\. April hervorgeht,
wurde Laszlo an diesem Tage 2/4 Stunden von einer Kommission überwacht
. Anale Untersuchung, Abführmittel und Magenspülung. Trotz
dieser Vorsichtsmaßregeln betrog Laszlo. Er hatte die zur Darstellung
bestimmten Gazeslücke und Watte in einen Massier-Gummifinger verborgen
, diesen von rückwärts eingeführt und so weit in den Mastdarm
hinaufgeschoben, daß man bei der Digitaluntersuchung nichts fand.
Im Bett nahm er diesen heimlich heraus und versteckte ihn, um bei
der Wirkung des Rizinusöls nicht behindert zu sein. Bevor er das
Zimmer verließ, um zur Sitzung zu gehen, legte er den Finger wieder
ein und schmuggelte ihn auf diese Weise ins Kabinett. In anderen
Fällen versteckte er seine Utensilien in den Schuhen, im Munde, in
der IIa!nd, unter dem Vorhang, in den Stühlen und, wie schon erwähnt
, in den Taschen der Kontrollpersonen. Sein Hauptmaterial bestand
in Gazestreifen und Baumwolle, das mit Gänsefett beschmiert
wurde, ferner aus Phosphorstreiehhölzern, Gummischnüren und Zigaretten
, deren leerer Teil mit Oel gefüllt war.

Während der Sitzung im Kabinett selbst konnte Laszlo nur dann
betrügen, wenn er irgendwie seine Hände frei hatte. Nun fiel es mir
sofort als ein Mangel in der Versuchsanordnung auf, daß man bei
dem Schließen des Vorhangs, das immer wieder von ihm verlangt wurde,
ihm die sonst gehaltenen Hände zeitweise frei gab, so daß er Gelegenheit
fand, die vorbereiteten Gegenstände z. B. aus dem Mastdarm zum
Vorschein zu bringen und sie wieder unbemerkt zu verbergen. Hätte
man ihn vor das Kabinett gesetzt und ihm vom Anfang bis zum Ende
der Sitzung Hände und Füße gehalten, so wären jedenfalls Schwinde-

') In den Sitzungen, denen ich bewohnte, wurde ein Holzstuhl mit
Bohrsitz benützt.

*