Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 154
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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154 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 3. Heft. (März 1924.)

leien in diesem Umfange unmöglich gewesen. Denn mit dem Munde
oder der Zunge allein sind die notwendigen Manipulationen nicht ausführbar
. Am Schlüsse der Sitzung warf er nicht selten das kleine
Paket mit den Stoffen ins Zimmer, unter den Schreibtisch, um es
dann nachträglich aufzuheben. Das war bei dem mit Möbeln stark
besetzten Zimmer möglich.

Auffallend ist die willkürliche, offenbar autosuggestive Hervor-
rufung des Trancezustandes mit gewissen physiologischen Begleiterscheinungen
(Aenderung der Pulsfrequenz, Drehung der Augäpfel
nach innen und oben, Krampf zustände usw.). Man weiß, 3aß es
Epileptische gibt, die die Anfälle willkürlich hervorrufen, um auf
das Mitleid der Anwesenden zu wirken, und daß besonders in der
Hysterie auf psychogenem Wege tiefgreifende körperliche Veränderungen
erzeugt werden können. Demnach kann auch die willkürliche
Hervorbringung eines sogar physiologisch echten Trancczustandes,
ganz abgesehen von der einfachen Simulierung desselben, nicht als
unmöglich erklärt werden, besonders auf Grund systematischer Einübung
. Auch Geisteskrankheiten sind in einzelnen Fällen so täuschend
simuliert worden, daß die betreffenden Personen in die Anstalten
übergeführt wurden.

Die Triebfedern zu dem über ein Jahr konsequent ausgeübten
Betrug sind hauptsächlich in der Psyche Laszlos zu finden. Dieser
war nicht so sehr abhängiges Instrument, als man anfänglich glaubte.
Laszlo ist ein schwerer Psychopath mit einer gewissen moralischen
Apathie; selbstsüchtig, ehrgeizig, stets in Geldnöten, unzuverlässig,
verlogen, schlechten Einflüssen besonders leicht zugänglich, schmückt
sich gern mit fremden Federn, schreibt schwulstige, mit einer phantastischen
Soße übergossene und mit lateinischen Fremdwörtern gespickte
Briefe an seine verschiedenen Bräute. Er ist von dem leidenschaftlichen
Drang erfüllt, viel Geld zu verdienen, und vollkommen
skrupellos in der Wahl der dazu notwendigen Mittel und Wege. Er
brüstet sich mit der Heldenrolle des „Spiritistenentlarvers *, des „Erklärers
der Materialisationsphänomene", läuft seit der Entlarvung auf
verschiedene Zeitungsredaktionen, offenbart den Reportern seine jedenfalls
unzuverlässigen und zum Teil verlogenen und sich widersprechenden
Geständnisse1). Als geriebener Gauner gibt er nicht ohne weiteres
sein Wissen preis und versteht es, schauspielerisch seine Holle konsequent
durchzuführen. Nur durch Ueberlistung und Ueberrumpelung
kann man ihn zur Nennung seiner Anstifter und Mithelfer bringen.
Er ist ein Simulant, und es steht dahin, ob nicht die gerichtsärztlich
festgestellten Dämmerzustände ebenfalls einstudiert sind. Nachdem
er in eine Einbruchsdiebstahlsaffäre verwickelt war und damals unter
„Suggestion" gehandelt haben soll, blieb er trotz des ersuchten Doppel-

l) Laszlo nannte als einen seiner Hintermänner einen Arzt, der in
Budapest überhaupt nicht existiert (Pseudologia phantastica) und leugnete
mir gegenüber das Werk „Materialisationsphänomene" zu kennen und seine
Beeinflussung durch darin publizierte Photographien.


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