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156 Psychische Studien. LI. Jahrgawg. 3. Heft. (März 1924.)
betrügen ließen, wie der Kreis Tordai. Dazu kommt, daß sich die
individuellen Verhältnisse des etwas orientalisch angehauchten Pester
Milieus, das allein eine solche Tragikomödie ermöglichte, keineswegs
auf die andersartigen Verhältnisse unserer mitteleuropäischen Großstädte
und Kulturzentren übertragen lassen.
Sicherlich waren die Beweggründe dieses Verbreehers nicht idealer,
sondern durchaus realer Natur. So wird in Pest die Anschauung
vertreten, Laszlo wolle sich als „Materialisationsmedium" durch Vervollkommnung
der Betrugstechnik ausbilden und daraus eine Erwerbsquelle
durch Reisen im Auslande erwerben. Diese Absicht wird illustriert
durch den bereits von ihm unterzeichneten Vertrag mit dem
Telepathen Eugen Schenk. Die Ausübung seiner Kunst brachte ihm
im Tordaischen Zirkel mancherlei Vorteile, wie Bezahlung von
Schulden, Besorgung beruflicher Anstellungen, Anschaffung von
Kleidung, Eheringen usw. Außerdem weiß man nicht, ob Laszlo nicht
yoii gegnerischer Seite bestochen war.
Vielleicht lag ihm daran, bei der bevorstehenden Gerichtsverhandlung
als Medium zu gelten und die Sitzungsteilnehmer als Entlastungszeugen
zu benützen. Dagegen spricht allerdings die Tatsache, daß er
ja auch schon vor der Wiederaufnahme des Verfahrens geschwindelt
hat und sich vor ii/2 Jahren kaum durch dieses Motiv bestimmen
lassen konnte.
Wenn auch das Rätsel dieses sensationellen Schauspiels nicht völlig
gelöst ist, so genügt doch das vorliegende Beweismaterial, um mit
Sicherheit behaupten zu können, daß Laszlo zum Teil selbständig,
zum Teil auf fremden Einfluß hin den verbrecherischen Plan der
Täuschung des Tordaischen Zirkels gefaßt hat und seinen intelligent
angelegtem Betrug mit allen möglichen Mitteln bis zur Entlarvung
durchführte.
In den Sitzungen mit Laszlo wurden im Laufe der Zeit 35 verschiedene
Aufnahmen erzielt. Man sieht auf den ersten Blick, daß
sie durch das Werk „Materialisationsphänomene" und auch durch
die „Physikalischen Phänomene des Mediumismus" inspiriert worden
sind.
Mit Ausnahme der in mehreren Sitzungen erzielten Handformen
sowie der mit einem deutlich sichtbaren Faden nachgeahmten Levi-
taiion einer Streichholzschachtel hängen diese Pseudotelcplasmen
sämtlich in Form langer band- und bindenartigen Gaze- und Baum-
wollstreifen aus dem Munde heraus und sind in verschiedener Weise
für die Aufnahme zurechtgelegt. In anderen Fällen sehen sie fetzenartig
aus, wie aus Leinwand und Watte. Ein Bild erinnert an eine
Aufnahme von Crawford, die hier wohl als Modell gedient hat.
Ebenso hängen die sämtlichen maskenartig verzerrten. Gesichtsformen
aus dem Munde. Die Ilandgebilde sind außerordentlich roh
und erinnern an zerfetzte Handschuhe. Die Farbe dieser Produkte
ist weiß.
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