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v. Schrenck-Notzing: Der Betrug des Mediums Ladislaus Laszlo. 157
Die Feststellung, daß es sich hier lediglich um auffallende, wenn
auch äußerst rohe und sklavische Kopien bereits in der Literatur vor-
handener Vorlagen ohne irgendein neues Detail handelt, schließt so-
fort die Annahme von Spontanschöpfungen originären Ursprungs, wie
sie sich in den ideoplastischen Niederschlägen der Traumphantasie
vorfinden, aus. Mein erster Eindruck war, daß hier Suggestivwirkungen
der Zirkelteilnchmer vorlägen, die eine Nachprüfung der „Materialisationsphänomene
" mit Hilfe eines neuen Mediums in die Wege geleitet
hätten. Die Mangelhaftigkeit und Phantasiearmut iener Gebilde
könnte sich durch eine geringe künstlerische Einbildungsgabe der Ver-
suchsobjekte erklären. Außerdem erschien die Täuschung eines Kreises
ernster Männer in mehr als 4o Sitzungen nach Maßgabe der sehr
überzeugend geschriebenen Protokolle äußerst unwahrscheinlich.
Diase vor der eigenen Nachprüfung und vor der Entlarvung des
Mediums mögliche, für die Forscher günstige Auffassung mußte nach
dem Bekanntwerden aller Einzelheiten völlig aufgegeben werden.
Wenn man unter dem Gesichtspunkt einer Imitation der Teleplasmen
zu betrügerischem Zweck die Leistungen Laszlos beurteilt, so läßt
sich eine gewisse Erfindungsgabe in der Schwindeltechnik nicht in
Abrede stellen; aber die dadurch erreichten Resultate sind im Vergleich
zu ihren Vorbildern, besonders zu den Leistungen der Eva C,
in höchstem Grade minderwertig und mangeln jeder Ueberzeugungs-
kraft. Der Imitator hat seinen Modellen einige wenige, meist ganz
äußerliche Merkmale entnommen, ist aber in das wirkliche Wesen
dieses elementaren Naturschöpfungsprozesses gar nicht eingedrungen.,
wie ich das ja ausführlichen meinem Brief an Tordai auseinandergesetzt
habe. Die Art, wie diese Produkte von dem Medium trotz der
eigentlich zu erwartenden Hypersensibilität, im grellen Lichte ex-
hibitioniert, d. h. ohne den geringsten Abwehrinstinkt, der sich auf
vielen Bildern der Eva C. vorfindet, hemmungslos dem Lichte
preisgegeben werden, was aus der ganzen Körperhaltung des Mediums
hervorgeht, fällt sofort als Widerspruch gegenüber den Erfahrungen
bei echten Medien ins Auge (Abb. i, 2, 6).
Auf keiner einzigen der 35 Aufnahmen ist ein schmerzlicher Ausdruck
im Gesicht bemerkbar. Ueberall derselbe typische, beinahe uninteressierte
Gesichtsausdruck. Noch auffallender ist das Gesclilossen-
halten der Augen auf sämtlichen Photographien. Dieser Punkt wirkt
schon an sich verdächtig und zeigt, daß Laszlo glaubte, im Trance-
zustand müßte man immer geschlossene Augen zeigen (Abb. 1, 2, 6,
8 und 9).
Eine gewisse schauspielerische Begabung des Elektromonteurs soll
nicht geleugnet werden, aber das Fehlen der körperlichen Reaktion bei
der Entwicklung echter Phänomene läßt sich eben nicht aus Büchern
erlernen, ebensowenig wie der psychische Zusammenhang der Versuchsperson
mit dem Zirkel in Verbindung mit einer gewissen
körperlichen Einstellung1). Wie sollte es ferner Laszlo z. B. an-
) Stadium der körperlichen Vorbereitung und Stadium der Emanation.
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