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158 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 3. Heft. (März 1924.)
stellen, um die fast immer bei echten Medien zu findende kühle
Luftströmung hervorzurufen, oder jene Nebelwolken, jene phosphoreszierenden
, fluktuierenden, dunstartigen Gebilde unter ihren fließenden
Umrandungen, jenes autonome Schweben der Gebilde in gewisser
Entfernung vom Medium, wie es häufig bei Willy Sch. zu
beobachten war?
Eine Photographie gibt nur einen Moment aus dem Strom des
lebendigen Geschehens in den Sitzungen wiedei; sie wirkt deswegen
nur vergröbernd und ernüchternd. Ihren Inhalt kann man alienfalb
durch künstliche Mittel kopieren; das- lebendige Geschehen aber, die
elementaren biologischen Erscheinungen, die den Geburtsprozeß des
Materialisationsphänomens begleiten, lassen sich nicht aus Buche j?n er-
lernen und auch nicht schauspielerisch glaubhaft imitieren.
Außerdem fehlen jene in den Sitzungen mit echten Medien fast
immer besonders bei einer längeren Reihe von Sitzungen vorkommen-
den Erscheinungen, die an sich überhaupt nicht nachahmbar sind,
wie z.B. die Levitation der Medien bis zum Plafond, wie -sie bei
Willy Sch. in zahlreichen Fällen von glaubwürdigen Zeugen konstatiert
wurden, ferner das freie Schweben von Gegenständen bei angenäherten
Händen der Versuchsperson, wie z. B. bei Fräulein Tomczyk, ohne daß
auch bei i5ofacher Vergrößerung der Aufnahmen Verbindungsfäden
nachweisbar wären usw.
Schon wegen dieses Fehlens aller Hinweise auf die Echtheit der Erscheinungen
konnten Laszlos Darstellungen nicht überzeugend wirken.
Und nur die Rücksicht auf den Zirkel und der Wunsch, das Medium
nicht kopfscheu zu machen, sowie die Zurückhaltung eines erst nach
Abschluß meiner vier Sitzungen abzugebenden Urteils konnte zu der
irrtümlichen Auffassung führen, daß es Laszlo gelungen sei, auch
mich zu betrügen, wie es in der Tagespresse frohlockend trotz aller
Berichtigungen immer wieder verkündigt wird.
Die Versuchsbedingungen der ungarischen Forscher waren trotz
des unbekleideten oder nur mit einer Badehose versehenen Mediums ganz
unzureichend. Anstatt den Versuchsraum unter Verschluß zu halten,
die Zahl der Teilnehmer auf bestimmte zuverlässige Personen zu beschränken
, war das Arbeitszimmer Tordais beinahe jedermann zugänglich
, so daß Laszlo oft genug Gelegenheit fand, darin seine Vorbereitungen
zu treffen. Anstatt das Medium vor den Vorhang zu setzen und
seine Glieder durch im Dunkeln leuchtende Stoffe zu markieren, setzte
man es in ein Kabinett, schloß vielfach den Vorhang und ließ ihm die
Hände frei. Die nur oberflächlich ausgeführte und nicht zum Ziele
führenden analen Untersuchungen würden sich erübrigt haben, wenn
man die Versuchsperson in ein den ganzen Körper bekleidendes, auf
dem Rücken verschließbares Trikot gesteckt und ihm beide Hände
von einer Person hätte halten lassen sowie einer zweiten Person die
Superkontrolle übergeben hätte.
Auch von der photographischen Technik wurde infolge des Fehlens
guter Stereoskopbilder, die jeden Irrtum, z. B. bei dem angeblichen
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