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v. Sdirenck-Notzing: Der Betrug des Mediums Ladislaus Laszlo. 159
Durchdringen der Substanz durch den Schleier, ausgeschlossen hätten»
kein genügender Gebrauch gemacht.
Ebenso fehlen genauere ärztliche Untersuchungen über die Symptome
des Trancezustandes. Dazu tritt eine subjektive, einseitige Protokollführung
, die den wirklichen Tatbestand nicht erkennen läßt. Nur
die sträfliche Fahrlässigkeit in der Anwehdung der notwendigsten
Sicherheitsmaßregeln ermöglichte diesen grandiosen, in beinahe Ao
Sitzungen ausgeübten Betrug. Mit einem so unzureichenden Beweis-
material, wie es hier vorlag, trotz meiner dringenden Mahnungen vor
die Oeffentlichkeit zu treten, bedeutet wirklich den Gipfelpunkt der
Selbsttäuschung. Bei einem gründlicheren Studium der viel zitierten
„Materialisationsphänomene", aus dem sowohl der Schwindler Laszlo
wie die Yersuchsleiter schöpften, hätte man sich über die dort eingehend
behandelten Untersuchungsmethoden hinreichend informieren
können, bevor man es unternahm, diese Pseudoresultate einer allgemeinen
Kritik zu unterstellen.
Vom Standpunkt des mediumistischen Schwindels und der Betrugstechnik
bietet der Fall Laszlo eine Probe aufs Exempel. Die Vorbedingungen
für eine systematische Täuschung der Zirkelteilnehmer
waren selten günstig. Unerfahrenheit, Leichtgläubigkeit und ungenügende
Beobachtungsfähigkeit bei der Versuchsleitung, raffinierte
Schlauheit, taschenspielerische Gewandtheit auf Seiten der als Medium
funktionierenden Person. Dazu die moralische und manuelle Unterstützung
hochintelligenter Helfershelfer im Freundeskreise selbst. Das
wesentlichste Erfordernis war die Vorbereitung und Einschmuggelung
der Objekte, die sich bei dem offenen Zugang zum Versuchsraum
und infolge der aus dem Teilnehmerkreis gewährten Hilfeleistung
in der Mehrzahl der Sitzungen bewerkstelligen ließ. Die Erfahrung
bei Laszlo zeigt ferner, daß der Mastdarm sich zum Verstecken von»
Gegenständen besser eignet, als der Magen, wenn auch manchmal
kleine Papier- und Stoffreste verschluckt sein mögen. Sicherlich'
>vurde niemals von dem eigentlichen liuminationsakt Gebrauch gemacht
, ein Betrugsmittel, das sich Laszlo sicher nicht hätte entgehen
lassen, wenn es überhaupt brauchbar gewesen wäre zu Leistungen,
wie sie die gegnerische Presse immer wieder behauptet, ohne jemals
dafür einen zuverlässigen Beweis erbracht zu haben.
Die erfolgreiche Durchführung eines ganzen Komplexes von
Schwindelmanövern, wie er hier vorliegt, ist sicherlich äußerst
schwierig, kompliziert und an Voraussetzungen gebunden, die man
kaum noch ein zweitesmal in ähnlicher Weise antreffen dürfte.
Der Fall Laszlo gestattet einen tiefen Einblick in die Werkstatt
mediumistischen Betruges, deckt die Möglichkeiten, Bedingungen und
Grenzen desselben auf und gibt damit der Forschung die Mittel in
die Hand, diesen bei ähnlichen Untersuchungen zu vermeiden.
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