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164 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 3. Heft. (Mär/ 1924.)
nate, nämlich als Bewegung des dreidimensionalen Körpers, wie die
mathematisch geschulten Philosophen lehren, unumgänglich nötig.
Denken vir uns dieses mathematische Postulat in der Praxis verwirklicht
, so ergibt sich aber folgendes: 2)
Wenn sich der Körper als solcher im Räume bewegt, so kamt
er — wenn wir nicht annehmen, daß wir irgendwo absolut leeren
Raum haben — immer nur bewegt werden unter Verdrängung des
Inhalts, den der Raum bisher gehabt hat und in den nunmehr der
Körper sich hineinbewogt. Wir kommen also damit zu der Erscheinung
der Verdrängung des leichteren oder dünneren Rauminhalts durch den
festeren und dichteren. Dehnt sich also beispielsweise der festere und
dichtere Körper aus, so muß der dünnere verdiängt oder beseitigt
werden. Wohin wird er beseitigt? Seine Beseitigung geschieht jedenfalls
in der Mehrzahl der Fälle unsichtbar. Aus dem mathematischen
Postulat einer vierten Dimension wird also nunmehr unmerklich ein
Problem der Physik. Erwiesen ist aber zunächst einmal, daß es rein
denkerisch leine vierte Dimension gibt, die wir weder sehen noch
fühlen können, weil wir selbst nur dreidimensionale Wesen sind3;.
Mathematisch also ist die Existenzmöglichkeit von vierdimensionalen
Wesen ein unbestrittener Lehrsatz. Für unser Kausalitälsbedürfnis
in magischen Dingen aber ist dies nur einer der einander ergänzenden
Wege der Erklärung.
2. Wir sagten soeben, daß die Bewegung des Körpers ein physikalisches
Problem wird. Dies trifft in zweierlei Sinne zu: a) in
dem der Verdrängung und Dichtigkeit; b) in dem der Bewegung und
der Kraft. Denn nicht allein liegt es so, daß Körper bewegt werden
— - nein, sie bewegen sich auch selbst, und zwar geht Bewegungskraft
immer einher mit Wärmebildung und Wärmeerscheinun-
fjen4). Der „Punkt", von dem wir ausgingen, ist als physikalisches
2) Auch hier ist der U ebergang ein ununterbrochener vom körperlichen
zum seelischen und geistigen Leben. Man braucht dabei keineswegs
nur an einen psychophysisdhen Parallelismus zu denken, der nach
Wutidt und anderen Psychologen ein Parallellaufen von körperlichen
Funktionen mit geistig-seelischen lehrt, sondern mehr noch an
ein gegenseitiges Durcheinanderlaufen von Geistigem und
Körperlichem, ein Einander-Du'rcfodringen, eine Abhängigkeit der geistigseelischen
Leistungskraft von der Ordnung cter unbewußten inneren
Sekretion u. dgl.
3) Vgl. K. H. Schmidt, Die okkulten Phänomene im Lichte der
Wissenschaft (Sammlung Gösdhen), S. 119 ff., und die dort zitierten
Arbeiten vom Fechner und von Zöllner. Aber zu verlangen, daß
die Hypothese der vierten Dimension alle magischen Erscheinungen erklären
solle, und, wenn sie das nicht vermag, sie aus diesem Grunde
ganz ausschalten« zu wollen — wie Schmidt das tut — ist jedoch ein
Irrweg.
4) Die kinetische Wäimetheorie bildet einen Hauptbestandteil der
modernen Physik; ihre enge Verbindung mit der Elektronentheorie und
den elektro-jnagtietisdien Tatsachen* kann von außerordentlicher Bedeutung
gerade auch für die Lösung okkulter Phänomene werden. Für
den Physiker von Fach winken hier noch große Aufgaben. In den
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