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Elster: Der dreifache Weg der Begründung der Geisterhypothese. 165
Etwas ein bewegliches Atom. Nach den neuesten Lehren der Physik
umkreisen winzigste Elektronen mit ganz enormen Energien und sehr
großer Geschwindigkeit das Atom, und es zeigt sich' bei dieser kreisenden
Bewegung, daß noch in verhältnismäßig weiter Entfernung
sich die Elektronen in ganz bestimmten Bahnen um das Atom bewegen
. Dies hat im Rahmen einer Lehre über den Bau der Atome
insbesondere Niels Bohr, der dänische Physiker, neuerdings klargelegt.
Es wurde nun durch die neueren Lehren der Physik immer deutlicher,
daß Optik, Mechanik, Elektrizität usw. ganz eng zusammengehören
und daß Kraft auf die innersten Energien der Atome zurückgeht
und sich zugleich mechanisch, optisch usw. äußert. Die Optik
wurde zu einem Zweige der Elektrizitätslehre, die Wärmelehre
zu einem Zweige der Mechanik (Haas, Naturbild der neuen
Physik, S. r). Lichtwellen werden als identisch mit elektromagnetischen
Wellen erkannt, nur mit dem Unterschied, daß nur ein sehr
kleiner Teil (etwa V36') ^er von der Physik erkannten und bestimmten
Strahlungen des Spektrums von unsrem Auge wahrgenommen werden
(siehe Haas a. a. O., S. 12 und 16). Zu den unsichtbaren
Strahlen gehören diejenigen mit weit stärkerer Wärme- und chemischer
Wirkung. Die kräftigen radioaktiven Gammastrahlen und die
die Materie durchdringenden Röntgenstrahlen gehören dahin und alle
stellen sich dar als elektromagnetische Schwingungen. Die Materie ist
eben „aus sehr kleinen und in sehr rascher Bewegung begriffenen
Teilchen zusammengesetzt, und es sind diese unsichtbaren Bewegungen
der Materieteilchen, die die Erscheinungen der Wärme hervorrufen"
(Haas, S. 19). Das „Od * de« Freiherrn v. Reichenbach brauchte also
gar keine neue Erscheinung zu sein, sondern war ein Name für etwas
wirklich Voihandenes, aber noch nicht genügend Definiertes. Nun
bleiben diese Atome mit den umkreisenden Elektronen in ihrer Eigenbewegung
nicht immer an ein und demselben Fleck; sich bewegend
müssen sie vielmehr dahin gelangen, wo sie sich Platz schaffen können,
so daß es also zu einem Kampf der Dichtigkeiten und zu Lockd^-
rungen des Gefüges der Materie kommen kann, ja kommen muß:
da mit der Bewegung die Entwicklung von Wärme verbunden ist, so
werden auf solchem Wege die Erscheinungen erklärbar, in denen
unter Erwärmungs- oder Verbrennungsprozessen oder sichtbaren und
fühlbaren elektromagnetischen Prozessen eine Durchdringung der Materie
stattfindet. Die Kraftentwicklung an sich ist unsichtbar; wir
brauchen ja nur daran zu denken, wie Eis durch Erwärmung zu
Wasser, Wasser durch Erwärmung zu Dampf wird und aus Dampf
bei weiterer Erwärmung Kraft entsteht. Woher diese Wärmekraft
letzten Endes herkommt (Sonne, Elemente!), mag dahingestellt blei-
Darlegungen meines Aufsatzes kann natürlich nur tiniges Wesentliche
ganz kurz berührt werden; wer einen Einblick in die vielgestaltigen
Probleme der neueren Physik gewinnen will, findet das in dem Büchlein
von Prof. Arthur Haas, Das Naturbild der neuen Physik (Berlin
und Leipzig, 2. Aufl. 1924).
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