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Die angebliche „Entlarvung" des Mediums Rudi Sehneider in Wien 171
form zeitlich und räumlich an Bedeutung erhebliche Einbuße erleiden
muß und sich nur darstellt als ein Schatzbehalter und ein zu treuen
Händen Bewahrer und Mehrer des anvertrauten Gutes.
Die angebliche „Entlarvung" des Mediums Rudi Schneider
in Wien.
Rudi Schneider ist der 15jährige Bruder des bekannten Meditims
Willi Schneider, über dessen Leistungen Dr. v. Schrenck-Notzing kürzlich
ein Buch veröffentlicht hat. Der 21jährige Willi Schneider lebt in Wien
bei der Familie des Primararztes Dr. Holufo und steht der Entlarvung»-
affäre seines Bruders vollkommen! fern* Dia Phänomene Willis werden,
zur Zeit von dner wissenschaftlichen! Hochsdhulkommission geprüft
Rudi Schneider produzierte sich »unter Leitung seines Vaters, des
Buchdruckers Schneider aus Braunau am Inn, in verschiedenein Orten
Oesterreichs vor spiritistischen Vereinen, in Spukschlössern, und veranstaltete
^namentlich sehr häufig in Wien, sowohl im metapsycttologischeni
Institut wie in privaten Zirkeln, seine Sitzungen Im wesentlichen handelte
es sich hierbei Ulm Schaustellungen, des 15jährigen Knaben zu Er-
weifoszweckeTV Während der letzten Monate beschäftigte sich in Wien
diö breite Oeffentlichkeit infolge zahlreicher sensationeller Zeitungsartikel
jmit rfejm Wunderkind, lieber die letzten Vorgänge in dieser Sache
veröffentlicht das „Neue Wiener Journal,'4 ajn 15. Februar folgende
Nachrichten:
„Vor kurzem wurde berichtet, daß sich in Wien aus hervorragendem*
Oekhrten, Aerzten, Naturwissenschaftlern und Ingenieuren ein Komitee
zur Uefoerprüfung der okkulten Phänomene gebildet hat Das Komitee,
dem unter anderen die Professoren Durig, Ehrenhaft, Schlick, Oberbaurat
Ehrenfest, angehören, steht unter der Leitung des Professors
Wagner-Jaureggw Miaiti beabsichtigte in erster Reihe, die Phänomene der
Sogenannten Fertijbewegfung Und Levitation mit Hilfe der zwei bekannten
Medien Willi upd Ru,di Schneider zu studieren. Das Komitee
hat seine Arbeit am vergangenen Sonntag begonnen. Ein offizielles
KojmanuiniquS über das bisherige Ergebnis der Untersuchungen wurde
rwar noch nicht veröffentlicht;, durch eine Indiskretion ist es jedoch
gestern bekanntgeworden, daß es zweit Professoren, den Physikern Dr,
Karl Pribram und Dr. Stephan Meyer, gelungen sei, den Nachweis zu
erbringen, daß die okkulten Phänomene, mit denen das Medium Rudi
Schneider stets das größte Aufsehen erregte, auf verschiedene Tricks
und Kniffe zurückzuführen seien.
Rudi Schneider pflegt seine Phänomene bekanntlich unter der Kontrolle
von Leuchtringen, die ihm] am Armen und Beinen befestigt werden
und deren Leuchten in dem! staust verdunkeltem Raum die Stellung von
Händen und Füßen andeutet, auisszu führen. Die Leuchtringe sollen
verhüten, (daß Ida® jMediuml Manipulationen vornehme. Bei der Seande,
an der die beiden genannten Gelehrten teilgenommen haben, wurde bemerkt
, daß Rudi Schneider mit einem Fuße aus seinem Leuchtrin|gteJ
Sicraus's<äilüpfte, diesen dann aim! anfderen Fuße befestigte und mit dem
frei gewordenem und ohne Kontrolle gebliebenen Beine die Täuschung
der Fernbewegung hervorbrachte.
Professor Meyer lud nun am vergangenen Sonmtag eine größere
Gesdlschaft von Aerzten, Ingenieuren, Advokaten und anderen Intellektuellen
eim, um ihnen, wie er s^gte, ein besonders interessantes
Medium vorzuführen. Das Medium vermochte tatsächlich die dem
Rudi Schneider oft (nachgerühmten Phänomene hervorzubringen. Speziell
auf dem Gelbiet der Telekinesle leistete es Hervorragendes. Das Staunen
der Oesellschaft erreichte ajber seinem Höhepunkt, als zum Schluß
das Medium von Professor Meyer als sei» Kollege Professor Prübram
vorgestellt wurde Er hat die Phänomene mit dem bereits erwähntem
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