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172 Psychische Stadien, LI. Jahrgang. 3. Heft. (März 1924.)
Trick des Rudi Sdhneider ausgeführt Wie ihm, gelang es auch dem
Professor, eine Gitarre a?us der Ferne zum Tönen, eine Glocke zum
Läuten zu bringen und andere ähnliche ^Experimente auszuführen."
Das Wiener Meta psychologische Institut veröffentlicht
zur „Entlarvung" des Mediums Rudi Schneider folgende Darstellung:
„Eine sachliche Stellungnahme zu den in der Presse veröffentlichtem
Mitteilungen über die Entlarvung Rudi Schneiders ist natürlich nicht
möglich, solange der Wortlaut des Berichtes der Herren Professoren«
Meyer und Pribram wicht bekannt ist. Wir müssen, uns daher darauf beschränken
, zu betonen, daß es höchst bedauerlich erscheint, daß zur
entscheidenden Vorführung des Professors Pribram gerade jene Personen
nicht zugezogen wurden, die in dem früheren Sitzungen selbst
die Kontrolle unter absolut zwingenden Bedingungen ausgeübt hatten
und auf eiine längere fathmännisiche Erfahrung zurückblicken. Es ist
infolgedessen nicht bekannt, welche Produktionen Herr Professor Pri-
brajm vorgeführt hat und inwieweit s,ie den verläßlich kontrollierten
Phänomenen Rudis ähneln. — Daß Rudi ein echtes Medium ist, war
zur (Zeit, als jdie fraglichen 3itzungeni mlit Professor Meyer und Pribram
stattfalnden, bereits längst sichergestellt, und ddese Tatsache kann auch
durch alle etwaigen späteren Vorfälle nicht mehr entkräftet werden.
Ebenso Tinzweifelhaft und federn' Fachmann bekannt ist, daß — wenn
die {Kontrolle nicht genügend zuverlässig durchgeführt wird und die
medialen Kräfte versagen — fast jedes Medium nachzuhelfen versucht.
Hier würde es sich um im Trancezustand begangene —- also daher
völlig unverantwortliche — Betätigungen handeln, die das Medium --
von )dem festen. Wüllen der Hervorbrinigung von Phänomenen beherrscht
— in der Linie des geringsten Widerstandes hervorbringt. Es ist also
nur ein Verschulden der bei jenen Sitzungen fungierenden jeweiligen
Kontrollpersonen, wenn sie bei dem einein oder anderen Experiment
es an der nötigen Achtsamkeit fehlen ließen.
Jedenfalls steht fest, daß unter jenen Kontrollbedingungen, die
bei der Sitzung vor dem Vertretern der Presse »und den darauf folgende^
Sitzjungen beobachtet wurden, eine trickmäßige Nachahmung ausige-
sfchlossen scheint. Im übrigen bringen die Herren Meyer und Pribram
keineswegs einen grundlegenden neuen Einwand; die Behauptung der
Nachahmung der Levitation durch Stehen auf einem Fuße war den
Versluichsleitern längst bekannt Dieser Erklärungsversuch ist neben
anderen isehr triftigen Gegengründen — schon durch die an den Außenflächen
der beiden Beine verteilten Leuchtnadeln — entkräftet und is
sfchlwer ersinnlich, wie auich dlefr geschickteste Prestidigitateur bei kontrollierten
«Händen die Leu'chtnadeln von dem einen Bein entfernen
und auf der Innenfläche des anderen Bernes anstecken und sofort nach
der Levitation wieder m die ursprüngliche Uage zurückstecken könnte,
ohne daß die lunlmittelbai benachbart setzenden, die Hände kontrollierenden
Personen es bemerkt hätten.
Das gleiche gilt in erhöhtem Mjaße von den telekinetischen Experimenten
, tinter denen zahlreiche derartigen Charakters waren, daß wir
auf eine trickmäßige Nachahmung durch Professor Pribram nur sehr
neugierig wären. Daß eine Glocke mit einem Fuß bewegt werden
könne, wird niemand rätselhaft erscheinen. Daß aber diese u'nd andere
Insflrumente — Sn ganz charakteristischer Weise ertönend —- bis aut
drei Meter Distanz ;und mehr vom Körper des Mediums in ganz lang-
stemmen Finge nnd in unregelmäßigen Bahnen auf Kommando nach
rechts und links zu diesdm oder jenem Teilnehmer auf bekannt media-
nisldhe Weise vom Medium bewegt werden können, ist bisher noch
nicht ipraktisich bewiesen worden, und wie Herr Professor Pribram diese
und analoge, von ungezählten einwandfreien Personen beobachteten
Phänomene mit dem Fuße nachahmen will, erscheint nach wie voi
mehr als rätselhaft. — Wir behalten uns vor, sobald Authentisches vor-
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