Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 176
(PDF, 233 MB)
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176 Psychisdne Studien. LI. Jahrgang. 3. Heft. (März 1924.) 9

Aerztliche Gesellschaft für parapsychische Forschung

zu Berlin.

Sitzung vom 1. Februar.
Vortrag Gramatzki: Zur Physik des Magische n.*)

Die Voraussetzung alier Naturwissenschaft ist Erfahrung. Als
ein Chaos von Eindrücken stürmt die Summe unserer Erfahrungen auf
un9 ein. Ge^en dieses oidnungslose Gemisch lehnt sich in uns eine
richtende, ordnende, geistige Kraft auf, die unserem Wissensdrang entspringt
. Wissensdrang ist Ordnungsdrang.

Das Weltbild der Erfahrung ist primär stets ein Rätsel, weil wir
immer zuerst die Erscheinungen und hinterher ihre Zusammenhänge zu
erfassen vermögen. Physik, Biologie, Astronomie, Psychologie sind
Projektionen dieses Welträtseis auf verschiedene geistige Ebenen.

Die Tatsachen, welche die Grundlage der parapsychischen Forschung
bilden, lassen sich nicht ohne weiteres in unser bekanntes physikalisches
Weltbild einreihen. Die Physik der parapsychischen Erscheinungen
, so wie sie uns berichtet und beschrieben werden, ist eine
andere als die Physik der meßbaren Erfahrungen an unpersönlichen
Systemen, die eigentliche Physik. Nach einem Vorschlage von Hermann
Schmidt kann man die Physik der parapsychischen Erscheinungen
,.Magiophysik" nennen, also die Physik des Magischen.

Die Ordnung physikalischer Erfahrungen erfolgt in der Gestalt
mathematisch als Gleichungen formulierter sogenannter Gesetze. Es
isrt ein vielverbreiteter Irrtum, eine solche Gleichung als Beziehung
zwisdien .Ursache und Wirkung aufzufassen. Was gleichzeitig!
da ist, und das sind die Größen «{frier Gleichung, das kann nicht im
Veihältnis Ursache — Wirkung stehen. Es ist das Veniienst Ernst
Machs, die Physik vom Kausalitätsvorstellungen gereinigt zu haben.

Es gibt trotzdem eine kausale Form physikalischen} Denkens, sie
ist die Voraussetzung zur Aufstellung neuer Theorien. Vor Aufstellung
einer neuen Theorie müssen wir uns entweder ein Ursadhenbild oder
ein Wesensbild des zu „erklärenden" Vorganges machen. Das Ursachenbild
stellt die Erscheinung als Folge vor, das Wesensbild
stellt sie als Analogie zu einer bekannten Erscheiniings-

Die theoretische Physik behandelt die Beziehungen der physikalischen
Objekte zueinander, die Einwirkung der Dinge aufeinander.
Das Ich, das erfassende Bewußtsein spielt lediglich die Rolle eines
geistigen Koordinatensystems, auf welches dies Geschehen bezogen wird.

Die Metaphysik geht einen Schritt weiter wie die Physik. Sie
fragt nach dem Grunde, nach der Ursache unserer Erfahrungen. Unser
physikalisches Weltbild ist ich-bezogene Wirklichkeit, Metaphysik fragt
nach einer mehr-als-idh-bezogenen Wirklichkeit (Driesch). Die Neukantianer
der Marburger Schule behaupten, daß» hinter der Erfahrung
„nichts sei". Sie erbringen, nach Driesch, hierfür auch! nicht die
Spur eines Beweises. Der Irrtum der Neukantianer läßt sich durch ein
einfaches ^Experiment darlegen:

Eine Kerze beleuchtet eine auch noch von anderen Lichtquellen*
bestrahlte Kugel. Ich habe die Wahrnehmung einer Kerze und die
Wahrnehmimg einer Kugel. Wenn hinter den Erfahrungen nichts ist,
wenn nur Erfahrung ist, dann ftuß die einseitige Beleuchtung der
Kugel von der Einwirkung meiner Erfahrung „brennende Kerze" auf
meine Erfahrung „Kugel" herrühren. Ich verdecke die brennende Kerze

*) Der Inhalt des Vortrags entstammt einem, demnächst beim
Pyramidenverlag Berlin-Charlottenburg erscheinenden Buch des Vor-


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