Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 180
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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180 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 3. Heft. (März 1924.)

dieser Frage immer wieder vor Augen halten, daß es hier einen objektiven
Beweis nicht geben kann. Dies ist schon in zahlreichen
Aufsätzen der „Psych. Studien»" nachgewiesen worden. Es kann sich
höchstens um einen subjektiven Beweis handeln, wenn eben jemand
-einen verstorbenen Bekannten oder Verwandten wiedersieht und
ihn nach seinem ganzen Wesen, Aussehen und Sprache als solchen
erkennt. Das wird ja auch im gewöhnlichen Leben und vor Gericht
als genügende Identifizierung anerkanint. Solche subjektive Identifizierungen
sind schon seHr zahlreich vorgekommen und man könnte sich
an ihnen eigentlich genügen lassen. Unter den objektiven Identitätszeugnissen
— nicht Beweisen — nimmt zweifellos das Fingerabdruckverfahren
einen hohen Rang ein. Sowohl die animistische als auch die
spiritistische Erklärung, die im 2. Heft der „Psych. Studien", S. 105,
versucht werden, können nicht befriedigen. Besonders die animistische,
die sich auf Hell- und Fernsehen des Mediums in bezug auf einen zwar
vorhandenen, aber ihm unbekannten Gegenstand stützt, ist sehr schwach
und kaum ernst zu nehmen. Wenn diesem Medum der durch seine
medialen Kräfte zum zweiten Male reproduzierte Fingerabdruck im
Originale bekannt wäre, dann ließe sich bei der Kompliziertheit des
Gegenstandes ernsthaft darüber diskutieren. Ist dem Medium der Abdruck
nicht bekannt, ja weiß es von seiner Existenz überhaupt nichts
dann sind seine angenommenen hellseherischen Fähigkeiten völlig di-
rektionslos, wenn man es nicht als allwissend ansehen will. Ernsthafter
ist die spiritistische Erklärung zu nehmen, die sich auf ein angenommenes
drittes Geistwresen stützt, das sich aus irgendeinem unbekannten,
aber unwahrscheinlichen Grunde bewogen fühlt, den vorhandenen Fingerabdruck
mit Hilfe der Kräfte eines Materialisationsmediums ideo-
plastisch oder auch rein mechanisch zu reproduzieren. Dieses Geist-
weseii wäre also betrügerisch veranlagt und unter die spiritistischen
Dämonen zu rechnen. Sollte eh solcher Dämon, dem es doch nur
auf Böses ankommt, sich wirklich bewogen fühlen, den Menschen tin
persönliches Weiterleben zu demonstrieren, das ihnen die persönliche
Verantwortung ihres Tuns und Lassens nahelegt? Ich glaube kaum!
Ein solches Wesen würde viel lieber das Gegenteil tun, nämlich die
Menschen an dem Glauben an ein persönliches Weiterleben irre zu
machen. Doch wer Unlogisches durchaus glauben will, der glaubt es
trotzdem. Rein objektiv betrachtet, muß die Möglichkeit einer solchen
Handlungsweise allerdings zugegeben werden, wenn sie auch psychologisch
kaum zu begründen ist, höchstens durch die bloße Lust an der
Täuschung. Handschrift und Photographie fallen dann allerdings auch
als Beweise, denn einem Dämon ist, rein wissenschaftlich und objektiv
betrachtet, alles zuzutrauen, auch seinem innersten Wesen widerstrebende
Handlungen. Dr. Franz Hartman/n gibt übrigens in seinem
Buche „Unter den Adepten" ein Beispiel eines solchen falschen Identitätsbeweises
durch Handschrift bekannt, welcher der Frau v. Blavatsky
geliefert wurde und sich als eine Täuschung herausstellte. Solche
raffinierte Täuschungsversuche haben übrigens »eine wahrhaft menschliche
Intelligenz zur Voraussetzung.

H«*rr Dr. Moll und die Aufklärung. Am 9. Februar hielt es der
genannte Sam.-Rat für wichtig, bei dem Mangel eines zugkräftigen
Themas, den längsterledigten „Hellseher" Reese nochmals totzuschlagen
. Da Herr Moll und seine Mitstreiter ihre Erfahrungen
auf „okkultistischem" Gebiete meist in der Untersuchung von Varietekünstlern
oder entlarvten Schwindlern gemacht haben, werden uralte
Dinge hervorgesucht, und dem ahnungslosen Publikum als größte
Novität serviert. Dabei wird verschwiegen, daß Reese längst von sachkundigen
Autoren als Schwindler entlarvt ist, so von Dessoir, von Marbe
(Umschau 1923), von den Professoren Gary und Hartmann an der Char-


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