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Vom Büchertisch
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iottenburger Technischen Hochschule, vgl. auch den Aufsatz von San.-
Rat C. Bruck in der D. A. Z. vorn 8. Mai 1923.
Wozu dienten also diese Enthüllungen über einen „amerikanischen"
Uesdiäftemacher, von dem die okkultistischen Forscher unserer Tag«
ja überhaupt nicht reden? Heißt das nicht, mit allen Mitteln offene
Türen einschlagen? Den Okkultisten soll ihre Leichtgläubigkeit demonstriert
werden, und richtig, die Herrn Moll gewogene Presse, voran
das „Tageblatt" und die „Vossische Zeitung", veröffentlichten grandiose
Feuilletons mit Ricsenlettern und halfen auf diese Weise Heran MIolls
abgestandene Brühe in sensationeller Welse aufzuwärmen .. So brachte
im „B. T." vom 12. Februar Herr Dr. med Mamlock eine ganz
reizende Plauderei über: „Das Phänomen aus Pudewitz bei Posen'*
(Geburtsort Reeses).
Vielleicht widmet Herr Moll einem anderen Abend dem zweiten
„amerikanischen Humbugprofessor" Ludwig Kahn, der ebenso wi<*
Reese eine übelberüchtigte Existenz war, und die beide schon von
Prof. Rob. Meyer in der „Berl. Kiin. Wachensthri.t", Nummer 32 vom
10. Augusit 1914, als „Spielernaturen" abgetan wurden, mit dem Schlußsatz
: „Der Fall Reese und der Fall Kahn hören somit auf, die Wissenschaft
anzugehen: es gibt dafür nur ein kriminalistisches Forum." —
Jedoch diese ganze Ausgrabung 'hat^e einen durchsichtigen Zweck:
Sie diente nur zur Einleitung für Ja. eigentliche Thema, denn
den zweiten Teil des Abends berüitten Molis Ausführungen über
die Psychologie der Okkultisten, womit natu»lieh die Psychopathologie*
gemeint war.
Die Art und Weise, wie Herr Moll seine Wut über die Para-
ps(yschische Gesellschaft teils durch Albernheiten, teils durch giftige
Bemerkungen auszutoben beliebt, erregt immer mehr das Befremden
der ärztlichen Kreise, und der Umstand, daß er vor einem zum großen
* Teil laienhaften Publikum! (die sog. Psychologische Gesellschaft umfaßt
Herren und Damen der ''verschiedensten Berufskreise) ärztliche
Kollegen unausgesetzt beschimpft, beginnt bei einem Arzte, der einstmals
ein Buch über „Aerztliche Ethik"! geschrieben hat, allmählich
bedenklich zu stimmen.
Wie kläglich wirkt doch dieses ganze Auftreten und wie dürftig
sind in Wahrheit die Erfahrungen dieses Mannes auf einem Gebiete,
auf dem er so gern von sich reden machte und in der Tat eine Zeitlang
ernst genommen wurde! Die Zeiten halben sich geändert, die Wahrheit
marschiert auch hier, und wird über die Firma Moll und Mamlock mit
ehernen Schritten hinweggehen! Sünner,
Vom Böchertisch.
A. Freiherr v. Sehrenck-Notrinjr. Experimente der Fertn-
bewegung (Teiekinese). Verlag Union, Stuttgart 1924.
Das lange mit Spannung erwartete Werk ist erschienen. Etwa 60
bekannte, im öffentlichen Leben stehende Mänrecr und Frauen haben!
ihr Urteil über Schrencks Versuche an Willi, nach eigenen Erlebnissen,
mit ihm, abgegeben. Es sind nichc nur Professoren, sondern auch
Männer wie Meyrinck und Thomas Mann (ganz vortrefflicher Bericht!);
sehr bedeutsam ist auch der Bericht von E. J. Dingwall, dem Vertrete*
der Society for Psychical Research in London. Kein einziger
Bericht hält Betrug für möglich!
Ferner enthält das jWerk die Berichte über alle im Psychologischen
Institut der Universität München, also nicht in Schrencks Wohnung,
ausgeführten Versuche. Auch hier nur Positives.
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